Christian Stocker, der neue österreichische Bundeskanzler, hat einen ungewöhnlichen Weg an die Spitze der Regierung beschritten. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, galt der ÖVP-Politiker zunächst als Notlösung, nachdem die Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ im Februar gescheitert waren. Stocker, der ursprünglich den undankbaren Job des Verhandelns mit Herbert Kickl übernommen hatte, blieb an der Spitze der ÖVP und führte schließlich die Verhandlungen für eine Dreierkoalition mit SPÖ und NEOS zum Erfolg. Am 3. März 2025 wurde er, wie die offizielle Webseite des Bundeskanzleramts bestätigt, von Bundespräsident Alexander Van der Bellen angelobt.
Wie die Süddeutsche Zeitung weiter ausführt, war Stockers Weg zur Kanzlerschaft von einigen Wendungen geprägt. Nachdem der erste Versuch einer Dreierkoalition gescheitert und sein Vorgänger Karl Nehammer zurückgetreten war, rechnete Stocker selbst mit seinem Rücktritt als Generalsekretär. Stattdessen wurde er zum ÖVP-Chef und schließlich zum Bundeskanzler. Dieser unerwartete Aufstieg wurde auch von Kritik begleitet, besonders wegen seiner Bereitschaft, mit Herbert Kickl, den er zuvor als Gefahr für die Demokratie bezeichnet hatte, zu verhandeln. Wie AnewZ am 5. Januar 2025 berichtete, wurde Stocker als interimistischer Parteichef eingesetzt, nachdem Nehammer seinen Rücktritt angekündigt hatte. Die Associated Press, zitiert von The Hindu am 5. Januar 2025, beschrieb Stocker als erfahrenen Krisenkommunikator.
In den darauffolgenden Verhandlungen mit SPÖ und NEOS setzte Stocker laut Süddeutscher Zeitung eine rigide Migrationspolitik durch, die unter anderem einen Stopp des Familiennachzugs für Geflüchtete und ein Kopftuchverbot für junge Mädchen vorsieht. Die Verfassungsmäßigkeit dieser Punkte ist umstritten.
Stockers politische Erfahrung beschränkte sich vor seiner Kanzlerschaft hauptsächlich auf die Lokalpolitik. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, war er Vizebürgermeister in Niederösterreich und von Beruf Rechtsanwalt mit regionalem Schwerpunkt. In der ÖVP gilt er als zurückhaltend und pflichtbewusst. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Sebastian Kurz, der als Selbstvermarktungsprofi galt, wird Stocker ein Leben abseits der Politik mit Hobbys wie Saxophonspielen und Fliegenfischen nachgesagt.
Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/politik/christian-stocker-neuer-kanzler-oesterreich-li.3211093
https://www.voanews.com/a/austrian-people-s-party-nominates-christian-stocker-as-interim-leader-after-nehammer-resigns-/7924879.html
https://www.thehindu.com/news/international/austrian-peoples-party-nominates-christian-stocker-as-interim-leader-after-nehammer-resigns/article69065115.ece
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/bundeskanzleramt/bundeskanzler-christian-stocker.html