Der erneute Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus wirft für deutsche Unternehmen, die in den USA aktiv sind oder dorthin exportieren, viele Fragen auf. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 21.11.2024 berichtete, herrscht bei vielen Unternehmen Verunsicherung. Christoph Schemionek, Leiter der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Washington, einer Institution der Auslandshandelskammern (AHK), bestätigte gegenüber der FAZ, dass sich besorgte Unternehmer an ihn gewandt haben. Gleichzeitig betonte er, dass einige Trends, die die US-Wirtschaft prägen, unabhängig vom Präsidenten seien und dass es einen erheblichen Unterschied mache, ob man mit den USA Handel treibt oder dort produziert.
Die Unsicherheit der deutschen Wirtschaft ist groß, wie auch ein Bericht der Tagesschau vom 06.11.2024 verdeutlicht. Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. 2023 exportierte Deutschland Waren im Wert von fast 158 Milliarden Euro dorthin. Trumps protektionistische Haltung, die heimische Wirtschaft durch Zölle auf Importe zu schützen, schürt die Befürchtung, dass deutsche Produkte im US-Markt deutlich teurer werden könnten. Trump hatte im Wahlkampf mit Zöllen von 10 bis 20 Prozent auf Produkte aus der EU und sogar bis zu 60 Prozent auf chinesische Waren gedroht. Gleichzeitig plant er Steuersenkungen für US-Unternehmen. Besonders die deutsche Automobilindustrie, die bereits mit Krisen zu kämpfen hat, ist durch Trumps Ankündigung, Zölle auf ausländische Autos zu erheben, wenn diese nicht in den USA produziert werden, stark betroffen.
Experten sehen die deutsche Wirtschaft vor großen Herausforderungen. Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), betonte laut Tagesschau die Notwendigkeit, den europäischen Wirtschaftsstandort zu stärken, um nicht zwischen den Wirtschaftsmächten USA und China zerrieben zu werden. Auch der Außenhandelsverband BGA sieht Trumps Zollpolitik kritisch. Moritz Schularick, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), bezeichnete die Situation laut Tagesschau als „ökonomisch schwierigsten Moment in der Geschichte der Bundesrepublik“. Die deutsche Wirtschaft befinde sich in einer ohnehin schwierigen Lage und werde nun zusätzlich mit außenwirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Herausforderungen konfrontiert.
Nicht nur große Konzerne, sondern auch mittelständische Unternehmen in Schwaben blicken mit Sorge auf die Entwicklungen, wie der Bayerische Rundfunk (BR) am 06.11.2024 berichtete. Die IHK Schwaben führte eine Blitzumfrage durch, bei der 60 Prozent der bayerischen Unternehmen angaben, die US-Wahl intensiv verfolgt zu haben. Die Mehrheit zeigte sich besorgt über die möglichen negativen Auswirkungen eines Trump-Sieges. Während einige Unternehmer neue Handelshemmnisse und höhere Zölle befürchten, plädieren andere für eine stärkere Fokussierung auf den europäischen und deutschen Markt.
Wie deutsche Unternehmen auf Trumps Wirtschaftspolitik reagieren sollten, analysierte der Merkur am 08.11.2024. Lieferkettenexperte Marc Kloepfel rät Unternehmen, ihre Lieferketten zu diversifizieren und Risikoanalysen zu erstellen, um auf mögliche Engpässe vorbereitet zu sein. Er empfiehlt, Szenarien zu kalkulieren und Absicherungsmechanismen zu entwickeln, falls das Risiko zu hoch ist. Auch die lokale Beschaffung sollte gestärkt werden. Kloepfel sieht zudem die Politik in der Verantwortung, eine „Europe First-Politik“ zu fördern und Unternehmen bei der Anpassung an die neuen Gegebenheiten zu unterstützen.
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