October 2, 2024
Wölfe in Deutschland: Neue Wege im Umgang mit dem Beutegreifer

Jagdrecht wird geändert: „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten“

Die Debatte um den Umgang mit Wölfen in Deutschland hat eine neue Dimension erreicht. Nachdem die EU-Kommission eine Lockerung des strengen Schutzstatus des Wolfes vorgeschlagen hat, plant die hessische Landesregierung, den Beutegreifer ins Jagdrecht aufzunehmen. Diese Entscheidung hat zu einem Aufschrei unter Naturschützern geführt, während Weidetierhalter die Initiative begrüßen.

Hessens Landwirtschaftsminister Jung: „Endlich Durchbruch beim Schutzstatus des Wolfs“

Hessens Landwirtschaftsminister Ingmar Jung (CDU) zeigte sich erfreut über die Entscheidung der EU-Kommission und sprach von einem „Endlich Durchbruch beim Schutzstatus des Wolfs“. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, soll der Wolf künftig in Hessen gejagt werden dürfen. Der Landtag wird voraussichtlich noch in dieser Woche über die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht abstimmen.

Der Weg bis zur Jagd auf Wölfe ist allerdings noch weit. Zunächst muss die EU-Kommission ihren Vorschlag formal beschließen und beim Ständigen Ausschuss der Berner Konvention einreichen. Anschließend müssen sowohl die EU-Staaten als auch das EU-Parlament der Änderung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zustimmen. Erst danach kann Deutschland sein Bundesnaturschutzgesetz anpassen.

Hessen bereitet sich auf die Jagd vor

Trotz des langwierigen Verfahrens bereitet sich Hessen bereits jetzt auf die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht vor. So soll ein hessenweites Monitoring eingerichtet werden, um die tatsächliche Zahl der Wölfe zu ermitteln. Der Landesjagdverband Hessen hat seine Unterstützung bei der Umsetzung des Monitorings bereits zugesagt.

„Den Wolf in das Jagdrecht aufzunehmen war eine Forderung des Landesjagdverbandes. Wir haben von Beginn an mitgeteilt, dass wir für ein Monitoring zur Verfügung stehen, zumal wir in der Fläche vor Ort sind“, erklärte Alexander Michel, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Hessen, gegenüber der FAZ.

Naturschützer kritisieren die Entscheidung

Naturschutzverbände kritisieren die Entscheidung der Landesregierung scharf. Sie befürchten, dass die Jagd die Wolfspopulation gefährden und zu einer Zunahme von Konflikten zwischen Mensch und Wolf führen könnte.

„Die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ist der falsche Weg“, erklärte ein Sprecher des Naturschutzbundes (NABU) Hessen. „Statt auf Abschüsse zu setzen, sollte die Landesregierung die Weidetierhaltung besser fördern und die Akzeptanz für den Wolf in der Bevölkerung stärken.“

Debatte um den Wolf auch in Sachsen-Anhalt

Auch in anderen Bundesländern wird die Debatte um den Umgang mit Wölfen kontrovers geführt. In Sachsen-Anhalt etwa hat die CDU-Fraktion im Landtag eine Anpassung des Schutzstatus des Wolfes gefordert.

„Der Wolf ist und bleibt ein Raubtier“, betonte der CDU-Politiker Carsten Borchert im Landtag. „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten, aber wir wollen, dass der Wolf aus der FFH-Richtlinie Anlage IV in die Anlage V gebracht wird.“ Damit würde anerkannt, dass der Wolf keine vom Aussterben bedrohte Art mehr sei und seine Population reguliert werden könne.

Herdenschutz als wichtiges Instrument

Neben der Debatte um die Jagd auf Wölfe spielt auch der Herdenschutz eine wichtige Rolle beim Umgang mit dem Beutegreifer. Sowohl in Hessen als auch in Sachsen-Anhalt werden Weidetierhalter finanziell bei der Errichtung von Schutzzäunen und der Anschaffung von Herdenschutzhunden unterstützt.

„Wo der Wolf lebt, geht es dem Wald gut“, sagte Sachsen-Anhalts Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert (Grüne) im Landtag. Sie betonte jedoch auch die Notwendigkeit eines effektiven Herdenschutzes: „Neben Elektrozäunen werde deshalb in Zukunft auch die Anschaffung von Herdenschutzhunden förderfähig sein.“

Fazit: Ein langer Weg bis zur Jagd auf Wölfe

Die Entscheidung der EU-Kommission, den Schutzstatus des Wolfes zu lockern, hat die Debatte um den Umgang mit dem Beutegreifer in Deutschland neu entfacht. Während Weidetierhalter die Möglichkeit der Jagd begrüßen, warnen Naturschützer vor negativen Folgen für die Wolfspopulation. Bis es tatsächlich zur Jagd auf Wölfe in Deutschland kommt, ist es allerdings noch ein langer Weg. Zunächst müssen auf EU-Ebene die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.

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