Der Verbrauch von Antibiotika in Deutschland ist im Jahr 2023 gestiegen und liegt nun wieder über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Wie die FAZ berichtet, wurden im Jahr 2023 rund 36,1 Millionen Packungen Antibiotika verordnet. Dies entspricht einem Anstieg von 18,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, in dem etwa 30,5 Millionen Packungen abgerechnet wurden. Die Kosten beliefen sich auf 792 Millionen Euro. Wie die AOK mitteilte, erreichte die Zahl der Verordnungen 2023 erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau.
Der Stern berichtete ebenfalls über den Anstieg und stellte fest, dass im Coronajahr 2021 ein vorläufiger Tiefstwert von 24,4 Millionen Packungen erreicht wurde. Seitdem ist die Zahl der Verordnungen wieder deutlich gestiegen. Die FAZ weist darauf hin, dass die Gesamtzahl der Antibiotikaverschreibungen seit einem Höchstwert von 39,6 Millionen Packungen im Jahr 2014 zunächst mehrere Jahre in Folge kontinuierlich gefallen war.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Einsatz von Reserveantibiotika. Diese sind für Infektionen mit multiresistenten Bakterien vorgesehen und sollen sparsam eingesetzt werden, um die Entstehung weiterer Resistenzen zu vermeiden. Wie die FAZ berichtet, lag der Anteil der Reserveantibiotika an allen Antibiotikaverordnungen im Jahr 2023 bei 43,4 Prozent. Das ist zwar geringfügig höher als im Vorjahr (42,4 Prozent), aber immer noch unter dem Wert von 2019 (46,8 Prozent). Trotz des relativ stabilen Anteils kritisiert das AOK-Institut den weiterhin zu häufigen Einsatz. Helmut Schröder, Geschäftsführer des Instituts, wird von der FAZ mit den Worten zitiert, dass die absolute Zahl von 15,7 Millionen verordneten Packungen im Jahr 2023 weiterhin zu hoch sei und "ihr zurückhaltender Einsatz noch nicht konsequent genug gelingt".
Ein Großteil der in Deutschland eingesetzten Antibiotika wird in der Tierhaltung verwendet. Wie die FAZ unter Berufung auf das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit berichtet, gaben Tierärzte im Jahr 2023 rund 529 Tonnen Antibiotika ab. In der Humanmedizin wurden hingegen nur etwa 310 Tonnen verwendet. Der Antibiotikaeinsatz bei Nutztieren sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erfassung im Jahr 2011. Im Jahr 2014 wurden in der Tierhaltung noch 1238 Tonnen Antibiotika eingesetzt. Das AOK-Institut lobt die Reduzierung im Tierbereich, fordert aber laut FAZ auch in der Humanmedizin "eine konsequente Reduktion des Antibiotikaeinsatzes". Eine Pressemitteilung der AOK bestätigt den generellen Trend des steigenden Antibiotikaverbrauchs und beziffert die Gesamtkosten für die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2023 auf 792,1 Millionen Euro.
Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/antibiotika-verbrauch-in-deutschland-wieder-ueber-vor-corona-niveau-110306263.html
https://www.stern.de/news/antibiotikaverbrauch-in-deutschland-nimmt-nach-coronadelle-wieder-zu-35479938.html
https://www.aok.de/pp/bv/pm/antibiotikaverbrauch-in-deutschland/
https://www.aok.de/pp/bv/pm/antibiotika-verordnungen-2022/