Antisemitische Vorfälle an deutschen Hochschulen sind ein wiederkehrendes Thema in der Öffentlichkeit und sorgen für Besorgnis. Wie die Tagesschau im Februar 2024 berichtete, fühlen sich jüdische Studierende, besonders nach den Ereignissen vom 7. Oktober 2023, zunehmend unsicher. Die Vorfälle reichen von antisemitischen Flyern und Plakaten, die das Existenzrecht Israels negieren, bis hin zu Online-Hasstiraden und konkreten Bedrohungen. Ein besonders schwerwiegender Fall ereignete sich an der Freien Universität (FU) Berlin, wo ein Student einen jüdischen Kommilitonen außerhalb des Campus angegriffen haben soll. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts eines antisemitischen Hintergrunds. Die FU verhängte ein dreimonatiges Hausverbot gegen den mutmaßlichen Täter. Eine Exmatrikulation war aufgrund einer Gesetzesänderung im Jahr 2021 nicht möglich, wie der Verwaltungsrechtler Prof. Klaus Herrmann von der BTU Cottbus-Senftenberg gegenüber der Tagesschau erklärte.
Die Debatte über den Umgang mit Antisemitismus an Hochschulen wird kontrovers geführt. Wie die F.A.Z. im Februar 2025 in einem Gastbeitrag von Christian Bauer beschrieb, stehen sich zwei Positionen gegenüber: Die eine Seite fordert die Unterbindung antisemitischer Aktivitäten durch Resolutionen, während die andere Seite darin eine Gefahr für die Wissenschafts- und Kunstfreiheit sieht. Bauer kritisiert die verhärteten Fronten und den „kulturalistischen“ Charakter der Debatte.
Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung aus dem Jahr 2020, über die der European Jewish Congress berichtete, zeigte, dass 20% der deutschen Hochschullehrkräfte die Ablehnung des Existenzrechts Israels als Teil der Meinungsfreiheit an Universitäten betrachten. Zusätzlich gaben 27% der Befragten an, dass auch die Ablehnung des Islams unter den Schutz der akademischen Freiheit fallen sollte. Diese Ergebnisse unterstreichen die Komplexität der Debatte um Meinungsfreiheit und Antisemitismus im akademischen Kontext.
Initiativen wie "Profs against antisemitism" setzen sich aktiv gegen Antisemitismus an Hochschulen ein. Auf ihrer Webseite dokumentieren sie eine Stellungnahme vom Juli 2024, in der sie die Sicherheit jüdischer Studierender und Kollegen gewährleisten und antisemitische Ausgrenzung, die Verwendung von Terror-Symbolen und die Infragestellung des Existenzrechts Israels verurteilen. Sie sprechen sich zudem gegen die Boykottierung israelischer Universitäten und die Ausgrenzung israelischer Wissenschaftler aus.
Die Diskussion über Antisemitismus an deutschen Hochschulen ist komplex und vielschichtig. Die Frage nach dem richtigen Umgang mit antisemitischen Vorfällen und der Wahrung der akademischen Freiheit bleibt eine Herausforderung für Hochschulleitungen, Studierende und die Gesellschaft als Ganzes.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/kampf-der-kulturen-zur-debatte-ueber-antisemitismus-an-hochschulen-110288445.html
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/antisemitismus-universitaet-100.html
https://eurojewcong.org/news/communities-news/germany/twenty-per-cent-of-german-university-academics-want-the-right-to-reject-israels-existence/
https://profs-against-antisemitism.de/