Das Armutsrisiko in Deutschland präsentiert sich als vielschichtiges Thema. Während die Zahl der Menschen mit akuten materiellen Entbehrungen sinkt, steigt das statistische Armutsrisiko. Wie die FAZ berichtet, konnten im Jahr 2024 weniger Menschen ihre Miete oder Stromrechnungen nicht bezahlen und sich keine Urlaubsreise leisten. Gleichzeitig stieg der Anteil der Haushalte unter der Armutsgefährdungsschwelle.
Laut dem Statistischen Bundesamt, dessen Zahlen die FAZ zitiert, galten 2024 15,5 Prozent der Bevölkerung als armutsgefährdet – 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt lag bei 1378 Euro monatlich, für einen Vierpersonenhaushalt bei 2893 Euro. Wie das Statistische Bundesamt weiter ausführt, bedeutet Armutsgefährdung, dass das Einkommen höchstens 60 Prozent des mittleren Einkommens vergleichbarer Haushalte beträgt.
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) betont den Einfluss von Sozialleistungen: Ohne diese wäre 2021 jede vierte Person armutsgefährdet gewesen. Besonders betroffen sind Erwerbslose (fast die Hälfte) und Alleinerziehende (vier von zehn). Die bpb hebt auch den Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Armutsrisiko hervor: 2021 waren fast 40 Prozent der Menschen mit niedrigem Bildungsstand armutsgefährdet, verglichen mit 6,7 Prozent derjenigen mit hohem Bildungsstand.
Die Malteser berichten, dass 2021 26,6 Prozent der Alleinerziehenden und 26,8 Prozent der Alleinlebenden akut armutsgefährdet waren. Haushalte mit zwei Erwachsenen und ein bis zwei Kindern waren weniger betroffen (9,0 bzw. 11,4 Prozent). Haushalte mit drei oder mehr Kindern lagen hingegen mit 23,6 Prozent über dem Durchschnitt.
Der Leibniz-Datenreport 2021 zeigt, dass sich der Anteil dauerhaft von Armut bedrohter Menschen in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat. Die Corona-Pandemie verschärfte die Situation zusätzlich, besonders für Geringqualifizierte, Alleinerziehende, Selbstständige und Zuwanderer. Der Report verdeutlicht auch die ungleiche Verteilung von Homeoffice-Möglichkeiten: Besserverdienende konnten im Lockdown deutlich häufiger von zu Hause arbeiten als Menschen mit niedrigem Einkommen.
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