Im niederbayerischen Bogen hat Bayerns erster Telenotarzt-Standort seinen Betrieb aufgenommen, wie die Süddeutsche Zeitung einer dpa-Meldung entnimmt. Seit zwei Wochen sind zwei Telenotärzte im Schichtbetrieb im Einsatz und unterstützen die Besatzungen von Rettungswagen. Über Kamera und Mikrofon kommunizieren sie mit den Sanitätern vor Ort. In schweren Fällen kommt weiterhin ein Notarzt persönlich zum Patienten.
Wie Bayern.de berichtet, soll das Projekt nach einer erfolgreichen Erprobungsphase ab Mitte März 2025 in den Regelbetrieb übergehen. Von Bogen aus sollen die acht Rettungsdienstbereiche Landshut, Oberpfalz-Nord, Passau, Regensburg, Rosenheim, Region Ingolstadt, Straubing und Traunstein telemedizinisch versorgt werden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte die Vorreiterstellung Bayerns mit diesem bundesweit größten Projekt seiner Art und sieht im Telenotarzt eine zukunftsfähige Lösung für eine leistungsstarke Notfallversorgung.
Zwei weitere Standorte sind für den Freistaat vorgesehen. Ab Ende 2026 soll der Posten Würzburg für Unter-, Mittel- und Oberfranken an den Start gehen. Der dritte Standort steht laut Herrmann noch nicht fest. Finanziert wird der Telenotarzt in erster Linie von den Krankenkassen. Betreiber der Fahrzeuge im Zuständigkeitsbereich Bogen ist der Rettungsdienst RKT aus Regensburg. Die Zahl der Telenotärzte am Standort Bogen soll bis auf sieben aufgestockt werden, wie die Zeit berichtet.
Wie Stmi.bayern.de ausführt, ist das Projekt unter anderem als Lösung für den zunehmenden Ärztemangel gedacht. Die Rettungswagen werden nach und nach technisch ausgestattet mit Kamera, Tablet, Monitor und Kopfhörer. Das Konzept sieht vor, dass der Telenotarzt den Rettungsdienst so unterstützt, dass auf einen physisch anwesenden Notarzt verzichtet werden kann oder der Zeitraum bis zu dessen Eintreffen überbrückt wird. Die Entscheidung, ob ein Notarzt zum Einsatz fährt, wird in der Regel von der Integrierten Leitstelle getroffen, so RKT-Geschäftsführer Jürgen Zosel.
Der Telenotarzt sieht über den Bildschirm den Patienten, die Besatzung des Rettungswagens und die medizinischen Daten. Er kann Anweisungen für die Behandlung geben und Medikamente anordnen. Umgekehrt sehen Patient und Besatzung den Telenotarzt. Der Notfallmediziner Fabian Ripke aus Mindelheim hat seine ersten Schichten als Telenotarzt in Bogen bereits absolviert und hält das Konzept laut Zeit für eine sinnvolle Ergänzung. In vielen Fällen sei ein physisch anwesender Notarzt nicht erforderlich. Oft reiche es, den Sanitätern mitzuteilen, welches Schmerzmittel sie verabreichen sollen. Um Missverständnisse zu vermeiden, gibt Ripke derartige Anweisungen per Textnachricht weiter.
Ganz ersetzen werde der Telenotarzt den Notarzt aber nicht, ist Ripke überzeugt. Gerade bei Patienten in hochkritischem Zustand bleibe ein Notarzt vor Ort wichtig.
Zusätzlich berichtet der Bayerische Rundfunk, dass im Zuständigkeitsbereich der Integrierten Leitstelle Straubing insgesamt 25 Rettungswagen mit dem neuen Kommunikationssystem ausgestattet sind. Die Kosten für die bayernweite Einführung des Telenotarztes werden über die Krankenkassen finanziert.
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