18.10.2024
Britische Finanzaufsicht plant Lockerung der Boni Regeln für Banker

Die britische Finanzaufsicht plant eine Lockerung der Regeln für Banker-Boni. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.) berichtet, soll die Frist für die verzögerte Auszahlung von erfolgsabhängigen variablen Zahlungen für sehr hoch verdienende Banker verkürzt werden. Statt nach acht Jahren, was ungewöhnlich lang war, sollen die Boni schon nach fünf Jahren ausbezahlt werden können. Diesen Vorschlag hat die Aufsichtsbehörde PRA, die zur Notenbank gehört, eingebracht. Nach der Aufhebung des aus EU-Zeiten stammenden Bonus-Deckels durch die vorige Tory-Regierung ist dies ein weiterer Schritt, um den britischen Finanzplatz bessere Wettbewerbsbedingungen zu verschaffen.

Unter der bisherigen Regulierung müssen Top-Banker, die mehr als 500.000 Pfund (rund 600.000 Euro) Boni oder mehr als ein Drittel ihres Gehaltspakets als variable Vergütung beziehen, acht Jahre auf die Auszahlung warten. In dieser Zeit könnten die Boni storniert werden, wenn sich nachträglich herausstellt, dass Deals nach einigen Jahren schiefgehen. Die Banker drängen indes auf eine verkürzte Frist. PRA-Chef Sam Woods sagte laut F.A.Z. in einer Rede im Londoner Mansion House, Großbritannien sei mit seiner langen Frist „ein bisschen ein Ausreißer“ geworden, was die Wettbewerbsfähigkeit beschädigt habe. Es gebe „Beweise dafür, dass unsere Fristen für den Zahlungsaufschub länger sind, als sie sein müssten, um die richtigen Anreize für Sicherheit und Solidität zu schaffen“.

Auch in Frankfurt beobachtet man die Lockerungsschritte in London genau. „Die geplante Verkürzung der verzögerten Auszahlung von Boni bringt die City wieder auf internationales Niveau“, erklärte Hubertus Väth, Geschäftsführer der Standortinitiative Frankfurt Main Finance, gegenüber der F.A.Z.. „Das Thema ist aus Sicht der Betroffenen relevant und beeinflusst fraglos auch Standortentscheidungen.“ Die bis Juli regierenden Konservativen betonten, dass sie „Brexit-Freiheiten“ nutzen wollten, um sich einer zu straffen Regulierung zu entledigen. Dazu gehörte vor allem der EU-weite Bonus-Deckel. Auch die neue Labour-Regierung hat die Aufhebung des Deckels akzeptiert.

Inzwischen haben schon mehrere Investmentbanken wie Goldman Sachs und J.P. Morgan für ihre Londoner Banker die entsprechende Boni-Begrenzung aufgehoben. Als erste britische Bank hat Barclays vor Kurzem angekündigt, den Bonus-Deckel aufzuheben. Unter den EU-Regeln durfte die variable Vergütung maximal das Doppelte des Fixgehalts betragen. Nun kann der Anteil höher liegen.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte im vergangenen Herbst eine Abschaffung der starren Boni-Obergrenze gefordert. Am Finanzplatz Frankfurt rechnet man sich allerdings aktuell nahezu keine Chancen aus, Politiker zu einer lascheren Regulierung von Banker-Boni zu bewegen. Für die hiesigen führenden Banker gilt eine verzögerte Auszahlung von einem Teil der Boni (mindestens 40 Prozent) um mindestens vier bis fünf Jahre. Eine Rückforderung ist in bestimmten Fällen auch noch nach sieben Jahren möglich. Hinter vorgehalter Hand geben selbst manche Lobbyisten zu, dass ein längerer Zeitraum bis zur Auszahlung der Boni durchaus gerechtfertigt sein kann. Denn gerade die inzwischen dominierenden angelsächsischen Bilanzierungsregeln (US-Gaap) erlauben Banken, Gewinne vorzuziehen, indem etwa langfristige Kredite sofort wie „schon zurückgezahlt“ gebucht werden. Ein möglicher Kreditausfall nach vielleicht fünf Jahren kann dann umso deutlicher den Gewinn drücken. Viele Banker verweilen aber kürzer bei ihrem Arbeitgeber und erleben diesen Gewinneinbruch nicht mehr.

Insofern hätten viele Banker auch in Frankfurt ein Interesse daran, dass die auf den Jahresgewinnen ihres Arbeitgebers und persönlicher Zielerreichung fußenden Boni schneller ausgezahlt werden. Zur Erhöhung der Attraktivität und der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Finanzplatzes setzen sich die deutschen Bankenverbände aber vor allem für eine weniger formalistische Finanzaufsichtspraxis durch die Bafin und geringere Steuern ein. Anders als bei den Boni spüren Lobbyisten bei diesen beiden Punkten durchaus Bereitschaft von Bundes- und Landesregierung, die Standortbedingungen für Frankfurt zu verbessern.

Die Bank of England hat ebenfalls am Donnerstag Vorschläge vorgelegt, wonach leitende britische Banker ihre Boni bis zu drei Jahre früher auszahlen können. Die Bank of England treibt die Reform der strengen Regeln aus der Zeit der Kreditkrise voran, um den Wettbewerb zu stärken. Das berichtet „Marketscreener“.

Ein Jahr nachdem die britischen Aufsichtsbehörden eine jahrzehntelange Obergrenze für Banker-Boni abgeschafft hatten, schlug der stellvertretende Gouverneur der BoE, Sam Woods, vor, den Aufschub von Boni für alle leitenden Angestellten von derzeit acht Jahren auf fünf Jahre zu verkürzen.

Die Aufsichtsbehörden hatten Regeln für den Aufschub von Boni für leitende Angestellte eingeführt, nachdem die Finanzkrise 2007-2009 Bedenken ausgelöst hatte, dass üppige Bargeldboni zum Jahresende Banker dazu verleiten könnten, übermäßige Risiken einzugehen und das globale Finanzsystem zu untergraben.

Woods sagte jedoch, dass die Aufschubfristen länger seien als nötig, um die richtigen Anreize für finanzielle Sicherheit zu schaffen - und dass sie dem Wettbewerbsvorteil Großbritanniens schaden könnten.

„Ich möchte auch anmerken, dass Großbritannien in Bezug auf die Länge des Aufschubs, den wir benötigen, zu einer Art Ausreißer geworden ist, und dass dies der Wettbewerbsfähigkeit durchaus schaden könnte", sagte er beim jährlichen Mansion House Dinner für den Londoner Finanzsektor. Das berichtet „Marketscreener“.

Einige leitende Angestellte dürfen sich derzeit drei Jahre lang keinen ihrer Boni auszahlen lassen. Die BoE plant, die Boni nach dem ersten Jahr anteilig auszahlen zu lassen, sagte Woods.

Konkurrierende Finanzzentren, einschließlich derer in der Europäischen Union, verschieben Boni in der Regel auf drei bis fünf Jahre.

Quelle: F.A.Z., Marketscreener

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