Die Gedenkfeier zum Jahrestag des Attentats von Hanau am 19. Februar 2020 hat erneut Kritik hervorgerufen. Wie die Hessenschau berichtete, fand die zentrale Gedenkstunde auf dem Hanauer Hauptfriedhof statt, an der unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) teilnahmen. Kaminsky rief zum Kampf gegen Hass und Rassismus auf und betonte die Bedeutung der Erinnerung an die Opfer. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gedachte der Opfer via Twitter und versprach die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus.
Angehörige der Opfer äußerten jedoch, wie die Hessenschau ebenfalls berichtete, Unzufriedenheit mit dem Ablauf der Gedenkfeier und kritisierten die Behörden. Çetin Gültekin, dessen Bruder Gökhan Gültekin bei dem Anschlag ums Leben kam, forderte weitere Aufklärung der Tatnacht. Emiş Gürbüz, Mutter des getöteten Sedat Gürbüz, bezeichnete den 19. Februar als „Schandfleck Deutschlands“ und beklagte die mangelnde Aufklärung. Auch Ajla Kurtovic, deren Bruder Opfer des Anschlags wurde, schloss sich der Forderung nach Aufklärung und Konsequenzen an.
Wie die F.A.Z. berichtet, gab es bereits im Jahr 2021, zum ersten Jahrestag des Attentats, scharfe Kritik von Seiten der Angehörigen an den hessischen Behörden. Armin Kurtovic, Vater des ermordeten Hamza Kurtovic, sprach stellvertretend für die Angehörigen und kritisierte „mangelnden Aufklärungswillen“ und „offensichtliche Missstände“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Gedenkfeier im Jahr 2021 von der Bringschuld des Staates zur Aufklärung und betonte die Bedeutung des Vertrauens in die Demokratie.
Die Berliner Zeitung beleuchtete in einem Artikel vom Februar 2022 die Frage, wie ein angemessenes Gedenken an die Opfer aussehen kann, ohne diese zu instrumentalisieren. Darin kommt unter anderem Shida Bazyar zu Wort, die die Frage aufwirft, wie viele Zäsuren es brauche, bis die Kontinuität rechter Gewalt in Deutschland anerkannt werde. Sie kritisiert das Versagen staatlicher Stellen und die andauernden Demütigungen, denen die Angehörigen der Opfer ausgesetzt seien.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/hanau-attentat-scharfe-kritik-an-rede-von-angehoeriger-110312346.html
https://www.hessenschau.de/gesellschaft/gedenken-an-opfer-des-hanau-anschlags-ihre-grabsteine-sind-ein-mahnmal-gegen-den-rassismus,hanau-ankuendigung-100.html
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gedenken-an-anschlag-in-hanau-kritik-an-behoerden-17207583.html?GEPC=s3
https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/wie-sollten-wir-der-anschlaege-von-hanau-gedenken-li.211975