Die Handspielregel im Fußball sorgt immer wieder für Diskussionen und Unklarheiten. Nach einem umstrittenen Handelfmeter im DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen RB Leipzig und dem VfL Wolfsburg im Februar 2025, bei dem der Wolfsburger Kilian Fischer den Ball aus kurzer Distanz an den Arm bekam, wird die Debatte um die Regel erneut angefacht. Wie die Zeit eine Meldung aus der DPA wiedergab, schlug Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl vor, bei Handspiel zunächst weiterlaufen zu lassen und die Situation erst im Nachhinein durch den Video-Assistenten (VAR) überprüfen zu lassen, ähnlich wie beim Abseits. „Vielleicht wäre es mal eine Überlegung wert, grundsätzlich bei Handspiel es einfach laufen zu lassen. Weil es wird ja eh überprüft. Wie beim Abseits“, sagte Hasenhüttl. „Ich muss ja nicht sofort entscheiden. Ich kann ja warten, was der VAR sagt.“ Auch Spieler und Verantwortliche von RB Leipzig zeigten sich verwundert über die Elfmeter-Entscheidung des Schiedsrichters Tobias Reichel, bei der der VAR nicht eingriff.
Die Handspielregel wurde in den letzten Jahren bereits mehrfach angepasst. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, ist der International Football Association Board (IFAB) für die internationalen Fußballregeln zuständig. Das Gremium besteht aus den vier britischen Fußballverbänden und der FIFA, die die restlichen Mitgliedsverbände vertritt. Für eine Regeländerung ist eine Dreiviertelmehrheit notwendig. Die aktuelle Handspielregel (Saison 2024/25) definiert unter anderem die Grenze zwischen Schulter und Arm an der Achselhöhle (bei angelegtem Arm). Ein Handspiel wird als strafbar gewertet, wenn der Ball absichtlich mit der Hand oder dem Arm berührt wird, der Körper durch die Hand-/Armhaltung unnatürlich vergrößert wird oder ein Tor durch Hand oder Arm erzielt wird. Auch die unnatürliche Körpervergrößerung wird genauer definiert: Sie liegt vor, wenn die Hand-/Armhaltung nicht der Körperbewegung des Spielers entspricht oder durch diese gerechtfertigt werden kann.
Im August 2024 berichtete ran.de über eine weitere Änderung der Handspielregel durch die FIFA. Demnach müssen Schiedsrichter bei einem Handspiel, das eine Torchance verhindert, abwägen, ob der Spieler absichtlich oder unabsichtlich gehandelt hat. Bei Absicht gibt es Rot, bei einem unabsichtlichen, aber strafbaren Handspiel nur Gelb. Diese zusätzliche Bewertung der Absicht erschwert die Auslegung der Regel für die Schiedsrichter zusätzlich.
Die Online-Schiedsrichter-Schule listet die Regeländerungen der Saison 2021/22 auf. Eine wichtige Änderung betrifft die Beurteilung, wann ein Handspiel als unnatürliches Vergrößern der Körperfläche gilt. Die neuen Regeln berücksichtigen die Körperbewegung des Spielers und ob die Hand-/Armhaltung durch diese gerechtfertigt werden kann. Auch die Regel bezüglich eines Torerfolgs nach einem Handspiel wurde angepasst. Nur wenn der Spieler, der den Ball mit der Hand berührt hat, selbst oder direkt im Anschluss ein Tor erzielt, ist das Handspiel strafbar. Ein Tor oder eine Torchance eines Mitspielers nach einem Handspiel führt nicht mehr zu einer Strafe.
Sky Sport berichtete im August 2024 über weitere Regeländerungen und -anpassungen für die Bundesliga-Saison 2024/25. Unter anderem wurde die sogenannte „Kapitänsregel“ eingeführt, die nur dem Kapitän erlaubt, mit dem Schiedsrichter über spielentscheidende Situationen zu diskutieren. Ziel ist es, den Umgang respektvoller zu gestalten und die Netto-Spielzeit zu erhöhen.
Die Handspielregel bleibt somit ein komplexes Thema im Fußball, das immer wieder für Diskussionen sorgt. Die verschiedenen Anpassungen und Interpretationen der Regel verdeutlichen die Schwierigkeit, eine klare und eindeutige Regelung zu finden, die in allen Situationen gerecht ist.
Verwendete Quellen:
