19.10.2024
Herausforderungen der Fischerei: Sorgen um Windparks und politische Rahmenbedingungen

Deutscher Fischereitag: Fischer besorgt über Windparks und deren Auswirkungen auf Fanggebiete

Der Deutsche Fischereitag, der in diesem Jahr in Hamburg stattfindet, hat die Sorgen und Bedenken der Küstenfischer in den Vordergrund gerückt. Vor Beginn der Veranstaltung äußerten Vertreter der Branche ihren Unmut über die politischen Entscheidungen, die ihrer Meinung nach die Küstenfischerei gefährden. Dirk Sander, der Vizepräsident des Deutschen Fischereiverbands (DFV), erklärte, dass die Fischer aufgrund des Baus von Offshore-Windparks zunehmend ihre Fanggebiete verlieren. Er betonte, dass die Politik die Küstenfischer „an die Wand nageln“ würde.

Die Kritik der Fischer bezieht sich nicht nur auf die Einschränkungen durch Windparks, sondern auch auf die kürzenden Subventionen und die Regulierungen im Bereich der Aquakultur. Aquakultur bezieht sich auf die kontrollierte Aufzucht von Fischen und anderen Wasserlebewesen, die in Deutschland zunehmend unter Druck steht. Der DFV, der nach eigenen Angaben bis zu einer Million organisierte Fischer und Angler vertritt, fordert eine Überarbeitung der politischen Rahmenbedingungen, um die Fischerei zukunftssicher zu gestalten.

Windparks und deren Einfluss auf die Fischerei

Der Ausbau der Offshore-Windkraft in der Nordsee steht erst am Anfang, wie Verbandspräsident Gero Hocker anmerkte. Während er die Projekte grundsätzlich als positiv bewertet, fordert er gleichzeitig eine Lösung, die es der Fischerei ermöglicht, auch in Zukunft aktiv zu sein. Der DFV setzt sich für die Mehrfachnutzung von Flächen ein, die für Windparks vorgesehen sind. Diese Flächen sollten auch für die Fischerei zugänglich sein.

Das Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven hat auf Anfrage mitgeteilt, dass in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee bereits Windparks auf einer Fläche von 907,5 Quadratkilometern errichtet wurden und weitere geplant sind. Bis 2034 wird eine Verdreifachung dieser Flächen erwartet, was einen Anteil von etwa 9,6 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftszone in der Nordsee ausmachen würde. Diese Entwicklung könnte erhebliche Auswirkungen auf die Fanggebiete der Fischer haben.

Subventionen und finanzielle Unterstützung

Ein weiterer Punkt der Kritik betrifft die gekürzten Subventionen für die Fischerei. Ursprünglich sollten von den Versteigerungserlösen der Offshore-Windkraftflächen fünf Prozent als Strukturhilfe an die Fischerei fließen. Laut DFV wurde dieser Betrag jedoch von 670 Millionen Euro auf etwa 134 Millionen Euro reduziert. Zudem wurde ein Teil des Geldes anders verplant, sodass nur noch 109 Millionen Euro übrig bleiben. Sander äußerte Zweifel, dass die verbleibenden Mittel tatsächlich den Fischern zugutekommen werden und beklagte, dass die Küstenfischerei von der deutschen Politik im Stich gelassen werde.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat auf Anfrage erklärt, dass Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner beschlossen haben, die Mittel aus der Versteigerung breiter zu verwenden. Dies führte dazu, dass dem Ministerium weniger Geld als zuvor für die sogenannte Fischereikomponente zur Verfügung steht. Aktuell wird geprüft, wie die Mittel eingesetzt werden können, wobei bereits eine Kleinbeihilfe für gestiegene Betriebskosten der Fischer aufgestockt wurde.

Aquakultur in der Krise

Die Probleme der Fischerei beschränken sich jedoch nicht nur auf Flächen und Subventionen. Der DFV kritisiert auch, dass rechtliche Vorgaben, wie das Wasser-, Naturschutz- und Fischseuchenrecht, sowie bürokratische Hürden die Aquakultur behindern. Insbesondere die Muschelproduktion in Schleswig-Holstein kann aufgrund dieser Vorgaben nicht vollständig ausgeschöpft werden. Zudem sind Bestände gefährdet, da Fischfresser wie Kormoran, Otter und Biber nicht abgewehrt werden können. Bernhard Feneis, Präsident des Verbands der Deutschen Binnenfischerei und Aquakultur, wies darauf hin, dass vor allem der Otter im Süden ein großes Problem darstellt.

Die Aquakultur umfasst die Zucht von verschiedenen Fischarten, darunter Forellen und Karpfen, sowie Muscheln. Weltweit hat die Produktion in der Aquakultur inzwischen die der traditionellen Fischerei überholt, wie ein Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen zeigt. In Deutschland bleibt die Aquakultur jedoch hinter diesem Trend zurück. Laut dem Statistischen Bundesamt produzierten die heimischen Aquakulturbetriebe im vergangenen Jahr etwa 35.200 Tonnen, was unter den 39.200 Tonnen von 2011 liegt. Die führenden Bundesländer in der Aquakultur sind Schleswig-Holstein, Bayern und Niedersachsen.

Produktion der deutschen Fischerei

Die Produktion der deutschen Fischerei lag im vergangenen Jahr laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium vorläufig bei 194.700 Tonnen, was einem Anstieg von rund drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Großteil des Fangs wird jedoch im Ausland angelandet, was die Herausforderungen für die heimischen Fischer zusätzlich verstärkt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Deutsche Fischereitag in Hamburg die drängenden Fragen und Herausforderungen der Branche in den Mittelpunkt rückt. Die Fischer fordern eine Überprüfung der politischen Rahmenbedingungen, um die Zukunft der Fischerei in Deutschland zu sichern. Die Diskussionen über Windparks, Subventionen und die Aquakultur sind entscheidend für die Entwicklung der Branche und deren Anpassung an die sich verändernden Rahmenbedingungen.

Die Situation bleibt angespannt, und es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf die Bedenken der Fischer reagieren werden.

Quellen: dpa, Thünen-Institut für Seefischerei

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