Die Berliner Amts- und Staatsanwaltschaften haben im Jahr 2024 mit 923 Fällen eine neue Höchstzahl an Verfahren wegen Raserei registriert. Dies stellt einen traurigen Rekord seit der Verschärfung des Gesetzes gegen illegale Kraftfahrzeugrennen vor sieben Jahren dar, wie Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann, Leiter der Berliner Spezialabteilung für verbotene Kraftfahrzeugrennen, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Der bisherige Höchstwert lag laut Zeit Online (https://www.zeit.de/news/2025-01/05/raserei-auf-berlins-strassen-so-viele-faelle-wie-nie) bei 871 Fällen im Jahr 2020. Im Vergleich dazu gab es 2023 811, 2022 755 und im ersten Jahr nach der Gesetzesverschärfung, 2017, lediglich 345 Verfahren.
Oberamtsanwalt Winkelmann sieht den anhaltenden Trend zu hochmotorisierten Fahrzeugen als einen Grund für die steigenden Zahlen. Er kritisiert den einfachen Zugang junger Männer zu solchen Autos. Ein weiterer Faktor sind die verstärkten Polizeikontrollen. Laut Winkelmann gegenüber der dpa zeigt die Polizei konsequent jede Fluchtfahrt an.
Nicht jeder Fall von Raserei erfüllt die Kriterien eines illegalen Kraftfahrzeugrennens. Ungefähr 40 Prozent der Fälle sind laut Winkelmann Fluchtfahrten, oft im Zusammenhang mit Drogendelikten.
Etwa ein Drittel der Fälle sind laut Staatsanwaltschaft „klassische Rennen“ zwischen Fahrern. Der Rest entfällt auf sogenannte „Einzel-Raser“, die alleine mit überhöhter Geschwindigkeit fahren. Die Amtsanwaltschaft, zuständig für weniger schwere Delikte, bearbeitet den Großteil der Fälle.
Von den 923 Verfahren im Jahr 2024 sind laut Winkelmann noch 181 in Bearbeitung. Die Ermittlungen gestalten sich häufig komplex. 267 Fälle wurden vor Gericht verhandelt. 280 Verfahren wurden eingestellt, zum Beispiel weil der Fahrer nicht ermittelt oder die Tat nicht nachgewiesen werden konnte. In manchen Fällen werden die Vorwürfe jedoch als Ordnungswidrigkeit weiterverfolgt.
Berlin gilt bundesweit als Hotspot für illegale Autorennen. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich im Februar 2016 am Kurfürstendamm, als ein unbeteiligter 69-jähriger Autofahrer durch ein illegales Rennen ums Leben kam. Die Verurteilung der beiden Fahrer wegen Mordes war ein juristischer Präzedenzfall.
Im Mai 2024 kam es erneut zu einem schweren Unfall nahe dem KaDeWe. Eine 18-Jährige starb noch am Unfallort, ein 27-Jähriger später im Krankenhaus. Zwei weitere Insassen wurden schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem „Einzelrennen“ aus.