26.10.2024
Israelische Angriffe im Iran lösen internationale Besorgnis aus

Nach dem israelischen Vergeltungsangriff auf den Iran ist die Zahl der getöteten iranischen Soldaten auf vier gestiegen. Wie die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna am Samstagabend unter Berufung auf Armeeangaben meldete, seien zwei weitere Soldaten ihren Verletzungen erlegen. Bereits kurz nach den Raketenangriffen in der Nacht zum Samstag hatte die iranische Armee mitgeteilt, dass zwei ihrer Soldaten getötet worden seien.

Der Generalstab der iranischen Streitkräfte erklärte am Samstagabend, dass durch die Angriffe lediglich Radarsysteme beschädigt worden seien. „Die Angriffe haben begrenzten Schaden verursacht, und einige wenige Radarsysteme sind beschädigt worden“, hieß es in der Erklärung, die im Staatsfernsehen verlesen wurde. Dank der raschen Reaktion der iranischen Luftabwehr sei „eine große Zahl von Raketen abgefangen“ und „das Eindringen feindlicher Flugzeuge“ in den iranischen Luftraum verhindert worden, erklärte die iranische Armee weiter. Die israelischen Flugzeuge hätten deshalb nur eine „kleine Zahl von Raketen von langer Reichweite und mit sehr leichten Sprengköpfen aus der Distanz“ abfeuern können.

Die libanesische Hisbollah forderte Bewohner von mehr als zwei Dutzend israelischen Siedlungen zur sofortigen Flucht auf. Denn diese Siedlungen würden vom Militär genutzt und seien deswegen legitime Ziele, hieß es in einem Video.

Iranischen Angaben zufolge haben israelische Kampfflugzeuge den Iran vom irakischen Luftraum aus angegriffen. Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen weist den USA deswegen in einem Beitrag auf der Plattform X eine Mitschuld zu. Denn der irakische Luftraum werde vom US-Militär kontrolliert.

US-Präsident Joe Biden pocht nach den israelischen Angriffen im Iran auf eine Deeskalation der Lage. „Ich hoffe, das ist das Ende“, sagte er in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania vor Reportern. Er habe mit Vertretern der Geheimdienste gesprochen und dabei erfahren, dass die Angriffe offenbar auf militärische Ziele beschränkt geblieben seien, erklärte der US-Präsident. Er bestätigte zudem, vorher über die Angriffe informiert gewesen zu sein. Zuvor hatten dies Medien berichtet.

Nach den israelischen Luftangriffen auf den Iran als Reaktion auf den iranischen Raketenbeschuss hat die Europäische Union alle Seiten zu Zurückhaltung aufgerufen. Die EU erkenne zwar das Recht Israels auf Selbstverteidigung an, rufe aber alle Parteien „zu äußerster Zurückhaltung“ auf, um eine „unkontrollierbare Eskalation“ im Nahen Osten zu vermeiden, hieß es am Samstag in einer Erklärung der 27 EU-Mitgliedstaaten. Eine solche Eskalation liege „in niemandes Interesse“.

Der „gefährliche Kreislauf von Angriffen und Vergeltungsmaßnahmen“ berge die Gefahr einer weiteren Ausweitung des regionalen Konflikts, hieß es in der Erklärung weiter. Die EU sei nach wie vor „fest entschlossen“, die wachsenden Spannungen in der Region abzubauen und zur Deeskalation beizutragen. Zu diesem Zweck stehe sie „weiterhin in engem Kontakt mit allen relevanten Akteuren“.

Nach den israelischen Luftangriffen auf den Iran als Antwort auf iranische Raketenangriffe auf Israel hat die pro-iranische Hisbollah ihrerseits Israel massiv mit Raketen beschossen. Bis zum frühen Nachmittag seien rund 80 von der Hisbollah abgefeuerte Geschosse von Libanon nach Israel gelangt, erklärte die israelische Armee am Samstag. Die Hisbollah erklärte, sie habe fünf Wohngebiete im Norden Israels mit Raketen beschossen, darunter den Ballungsraum Krajot am Stadtrand von Haifa. Zudem erklärte die vom Iran unterstützte Miliz, sie habe erstmals den israelischen Luftwaffenstützpunkt Tel Nof südlich von Tel Aviv mit Drohnen angegriffen. Die israelische Armee griff ihrerseits am Samstag erneut Hisbollah-Stellungen im Libanon an. Laut der libanesischen Nachrichtenagentur ANI sprengte die israelische Armee Häuser in dem als Hisbollah-Hochburg geltenden südlibanesischen Grenzdorf Adaisseh.

Russland hat nach den israelischen Gegenangriffen auf den Iran vor einer weiteren „explosiven Eskalation“ der Kampfhandlungen zwischen beiden Ländern gewarnt. Es gebe eine „wirkliche Bedrohung der Stabilität und Sicherheit der Region“, warnte das russische Außenministerium am Samstag und rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf. Moskau fordere alle Seiten auf, „die Gewalt zu beenden und zu verhindern, dass sich die Ereignisse zu einem katastrophalen Szenario entwickeln“, erklärte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Russland unterhält enge Beziehungen zum Iran und verfolgt im Nahen Osten eigene Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen. Moskau brachte schon wiederholt seine Besorgnis über eine Ausweitung des Konflikts in der Region zum Ausdruck.

Israelische Einsatzkräfte haben im Westjordanland ein hochrangiges Mitglied der Islamistenorganisation Hamas getötet. Islam Dschamil Odeh habe in naher Zukunft Anschläge geplant, teilten Israels Armee, der Inlandsgeheimdienst Schin Bet sowie die Polizei mit. Israel sowie der militärische Arm der Hamas bezeichnete den Getöteten als Anführer der Al-Kassam-Brigaden in Tulkarem. Bei dem Einsatz am Morgen in der Stadt im Nordwesten des Palästinensergebiets habe Odeh das Feuer auf die israelischen Sicherheitskräfte eröffnet, als diese ihn umstellt hätten, hieß es in der Mitteilung der Armee weiter. Die Einsatzkräfte hätten zurückgeschossen und den Hamas-Kommandeur dabei getötet. Seinen Vorgänger hatte Israel bereits Anfang Oktober bei einem Einsatz getötet. Das Gesundheitsministerium in Ramallah bestätigte den Tod des 29 Jahre alten Odeh.

Nach dem israelischen Angriff auf den Iran hofft Vizekanzler Robert Habeck auf eine Beruhigung der Situation. „Die Lage im Nahen Norden ist natürlich sehr, sehr angespannt, aber der Schlag von Israel gegen den Iran war präzise“, sagte der Grünen-Politiker in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. „Und jetzt hoffe ich, dass die Situation sich beruhigt. Ich fordere auch alle auf, dass sie die Situation deeskalieren. Es muss jetzt wieder Richtung Frieden gehen.“

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Iran nach dem israelischen Vergeltungsangriff zur Zurückhaltung aufgerufen. „Das sollte jetzt nicht immer weitergehen, indem jetzt massive eskalatorische Reaktionen stattfinden, sondern es muss jetzt einmal zu Ende kommen, damit eine Möglichkeit für eine friedliche Entwicklung im Nahen Osten eröffnet wird“, sagte der SPD-Politiker im indischen Goa. Die israelische Regierung habe berichtet, dass sie präzise und gezielt militärische Einrichtungen angegriffen habe.

In der Nacht zum Samstag hatte Israel nach eigenen Angaben Ziele im Iran angegriffen. Zuvor waren in der iranischen Hauptstadt Teheran und in der nahe gelegenen Stadt Karadsch nach Angaben von Staatsmedien mehrere Explosionen zu hören. Offenbar wurden bei den israelischen Angriffen im Iran keine Atomanlagen oder Ölfelder angegriffen. Das sagte ein israelischer Repräsentant dem US-Sender NBC. Der Angriff habe sich vielmehr auf militärische Ziele beschränkt. „Wir greifen Dinge an, die uns in der Vergangenheit hätten bedrohen können oder dies in der Zukunft tun könnten“, sagte die namentlich nicht genannte Person dem US-Sender. Die USA sind eigenen Angaben zufolge nicht an den israelischen Angriffen im Iran beteiligt. Das sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter dem Sender CNN. Laut dem Wall Street Journal waren die USA von Israel im Voraus über die Angriffe informiert worden. Die USA hatten Israel in den vergangenen Wochen eindringlich aufgefordert, keine iranischen Öl- und Atomanlagen anzugreifen. Dem New York Times zufolge hatten sich Beamte des Weißen Hauses und des Pentagons in den vergangenen Tagen eng mit Israel über den Umfang und die Art der Ziele beraten, die Israel im Iran angreifen könnten.

Quellen:

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