Albin Kurti und seine Partei „Vetevendosje“ (Selbstbestimmung) haben die Parlamentswahl im Kosovo gewonnen, jedoch mit Verlusten im Vergleich zum Wahlsieg vor vier Jahren. Wie die F.A.Z. berichtet, erreichte Kurtis Partei rund 40 Prozent der Stimmen, was zwar die Position als stärkste politische Kraft im Kosovo festigt, jedoch Koalitionspartner für die Regierungsbildung notwendig macht. Die Demokratische Partei, gegründet vom ehemaligen UCK-Führer Hashim Thaci, erreichte etwa 22 Prozent, die Demokratische Liga rund 18 Prozent und die Allianz für die Zukunft etwa sieben Prozent. Zusätzlich sind 20 Parlamentssitze für ethnische Minderheiten reserviert.
Die Wahl wurde von Einmischungen des ehemaligen US-Sondergesandten Richard Grenell begleitet. Wie die F.A.Z. weiter ausführt, hatte Grenell Kurti in der Vergangenheit vorgeworfen, antiamerikanisch zu sein und für einen Tiefpunkt in den Beziehungen zwischen den USA und dem Kosovo verantwortlich zu sein. Grenell, der unter der Trump-Administration als Botschafter in Deutschland und Sonderbeauftragter für den Kosovo tätig war, hatte bereits 2020 zum Sturz Kurtis beigetragen, nachdem dieser sich Grenells Bemühungen um ein schnelles Abkommen zwischen Kosovo und Serbien widersetzt hatte. Grenell äußerte sich über X (ehemals Twitter) und warf Kurti vor, für Washington nicht vertrauenswürdig zu sein. Er behauptete, sowohl die USA als auch die NATO seien gegen Kurti.
Kurtis Besuch des Nominierungsparteitags der Demokraten in Chicago im August 2024, wie von der F.A.Z. erwähnt, dürfte den Umgang mit Trumps Team nicht vereinfacht haben. Kurti wies die Vorwürfe Grenells zurück und behauptete, die Beziehungen zwischen Kosovo und den USA seien besser denn je. Grenell bezeichnete diese Aussagen als „wahnhaft“ und stellte klar, dass die Beziehungen tatsächlich so schlecht wie nie zuvor seien. Wie Open Source Investigations berichtet, hatte Kurti Grenell zuvor sogar beschuldigt, einen "parlamentarischen Staatsstreich" inszeniert zu haben.
Der Ausgang der Koalitionsverhandlungen ist ungewiss. Wie die F.A.Z. analysiert, sind verschiedene Szenarien möglich, einschließlich einer Koalition der Oppositionsparteien unter Ausschluss von Kurti. Auch die Wahl des neuen Staatsoberhaupts Anfang 2025 könnte zu Neuwahlen führen, sollte die Wahl dreimal hintereinander scheitern. Die Zukunft der kosovarischen Politik bleibt somit ungewiss. Es ist unklar, ob Grenell seine Idee eines Landtauschs zwischen Kosovo und Serbien wieder aufgreifen wird, sollte eine ihm genehme Regierung in Prishtina an die Macht kommen. Wie Al Jazeera in einem Meinungsbeitrag ausführt, hofft man im Kosovo auf eine Abkehr von der Politik der Trump-Ära und eine Konzentration auf die sozioökonomischen Probleme des Landes.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/kurti-gewinnt-wahl-im-kosovo-trotz-us-einmischung-110286756.html
https://www.opensourceinvestigations.com/kosovo/kosovos-dilemma/
https://www.aljazeera.com/opinions/2021/2/12/kosovo-is-slowly-recovering-from-trumps-coup
https://euobserver.com/tickers/150929