Die Kosten in der Pflegeversicherung steigen rasant, und die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige und Beitragszahler nimmt stetig zu. Wie die FAZ berichtet, mussten Heimbewohner im Jahr 2024 durchschnittlich fast 3000 Euro monatlich aus eigener Tasche zahlen. Der Verband der Ersatzkassen (VDEK) präzisierte, dass etwa die Hälfte dieser Summe für die Pflege und Ausbildung des Personals aufgewendet wird, während der Rest für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen des Heims anfällt, die eigentlich von den Bundesländern getragen werden sollten (FAZ).
Diese Kostenexplosion hat verschiedene Ursachen. Wie die Deutsche Familienversicherung (DFV) in einem Artikel erläutert, spielt der demografische Wandel eine entscheidende Rolle. Die alternde Bevölkerung und die steigende Lebenserwartung führen zu einer erhöhten Nachfrage nach Pflegeleistungen. Gleichzeitig steigen die Lohnkosten im Pflegebereich, um die Attraktivität der Berufe zu steigern und Fachkräfte zu gewinnen (DFV). Zusätzlich erhöhen höhere Qualitätsanforderungen und gesetzliche Auflagen die Betriebskosten in Pflegeeinrichtungen (DFV).
Die FAZ berichtet, dass die Beiträge zur Pflegeversicherung in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. So betrug der Beitragssatz für Versicherte mit Kindern im Jahr 2018 noch 2,55 Prozent, stieg aber bis 2025 auf 3,6 Prozent – ein Anstieg von 41 Prozent. Auch die Zahl der Pflegebedürftigen ist stark gewachsen. Wie die FAZ unter Berufung auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach berichtet, lag die Zahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2023 um ein Vielfaches höher als erwartet. Das Statistische Bundesamt (Destatis) verzeichnete Ende 2023 knapp 5,7 Millionen Pflegebedürftige, ein Anstieg von 15 Prozent gegenüber 2021 (FAZ).
Die finanzielle Situation der Pflegekassen ist angespannt. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) meldete für 2024 ein Defizit von fast 1,6 Milliarden Euro und erwartet auch für 2025 eine Unterdeckung (FAZ). Trotz Beitragserhöhungen und der Einrichtung eines Pflegevorsorgefonds bei der Bundesbank im Jahr 2015 bleibt die Finanzierung der Pflegeversicherung eine Herausforderung (FAZ).
Es werden verschiedene Reformvorschläge diskutiert, um die Kostenexplosion einzudämmen. Der Duisburger Gesundheitsökonom Jürgen Wasem, der dem Expertenrat Pflegefinanzen des PKV vorsitzt, schlägt ein Modell namens "Pflege-Plus" vor, das eine zusätzliche kapitalgedeckte Versicherung mit Altersrückstellungen vorsieht (FAZ). Auch in der CDU wird eine "Vollkaskoversicherung" diskutiert, bei der der Bund die Mehrkosten für pflegebedingte Heimkosten übernehmen würde (FAZ). Ein weiterer Vorschlag ist die Einführung einer Bürgerversicherung, wie sie vom "Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung" befürwortet wird. Ein Gutachten des Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Rothgang, auf das der Paritätische Gesamtverband verweist, zeigt, dass eine Vollversicherung in Form einer Bürgerversicherung finanzierbar wäre, ohne den Beitragssatz wesentlich zu erhöhen (Der Paritätische).
Die Kostenexplosion in der Pflegeversicherung ist ein komplexes Problem, das sowohl die Pflegebedürftigen als auch die Beitragszahler stark belastet. Die Suche nach einer nachhaltigen und gerechten Lösung bleibt eine zentrale Herausforderung für die Politik.
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