Stechmücken und Klimawandel: Längere Aktivitätsphasen und erhöhte Infektionsgefahr
Die Biologin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) warnt vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die Aktivität von Stechmücken in Deutschland. Wie die "Zeit" am 21. November 2024 berichtete, verlängern sich die Aktivitätsphasen der Insekten durch die steigenden Temperaturen, was auch die Gefahr der Übertragung von Viren erhöht. "Je früher im Jahr und je länger es warm ist, desto länger ist die Gemeine Hausmücke draußen aktiv und sticht auch", so Werner.
Die Expertin, die auch Initiatorin des bundesweiten Mückenatlas ist, erklärt, dass die Entwicklung von Krankheitserregern in den Mücken ein temperaturabhängiger Prozess ist, der sich durch den Klimawandel beschleunigen könnte. Auch die Zeitspanne der Übertragungen könne sich dadurch verlängern. Dies begünstigt die Verbreitung von Viren wie dem West-Nil-Virus. Werner betont jedoch, dass nicht jede Mücke den Erreger in sich trägt, da sie sich selbst erst an einem Vogel infizieren muss.
Die Stechmückensaison begann in diesem Jahr bereits im April, etwa drei bis vier Wochen früher als üblich, dauerte laut Werner aber nicht länger als sonst. Aktuell suchen die Mücken vermehrt Winterquartiere in Kellern und Wohnungen, da sie feuchte und warme Umgebungen bevorzugen. "Da wollen sie auch mal stechen, aber vor allem frostfrei über den Winter kommen", erklärt Werner gegenüber der dpa, wie verschiedene Medien, darunter die Süddeutsche Zeitung, am 21. November 2024 berichteten.
Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte 2019 die ersten durch Mücken auf Menschen übertragenen Infektionen des West-Nil-Fiebers in Deutschland, vorwiegend im Osten des Landes. Auch 2024 wurden Fälle gemeldet, mindestens 26 Menschen haben sich laut RKI nachweislich mit dem West-Nil-Virus infiziert. Die meisten Infektionen verlaufen jedoch ohne schwere Symptome. Etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln laut RKI eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung. Nur etwa jeder hundertste Infizierte erkrankt schwer.
Ein Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) von 2011 bis 2014 untersuchte die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung krankheitsübertragender Tiere. Dabei wurde festgestellt, dass die Asiatische Tigermücke, ein potenzieller Überträger verschiedener Krankheitserreger, regelmäßig über die Autobahnen aus dem Süden nach Deutschland eingeschleppt wird und sich in den Sommermonaten in Süddeutschland fortpflanzen kann. Bislang wurden jedoch keine überwinternden Populationen oder Infektionserreger in den gefangenen Mücken nachgewiesen.
Werner ruft dazu auf, Mücken zu fangen und zur Analyse an den Mückenatlas zu schicken, um die Verbreitung der Insekten und potenzieller Krankheitserreger besser zu verstehen.
Quellen:
- Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-11/21/expertin-klimawandel-verlaengert-aktivitaet-der-stechmuecken
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wissen/insekten-expertin-klimawandel-verlaengert-aktivitaet-der-stechmuecken-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241121-930-294898
- Mindener Tageblatt: https://www.mt.de/weltnews/wissenschaft/Expertin-Klimawandel-verlaengert-Aktivitaet-der-Stechmuecken-23986841.html
- Newstral: https://newstral.com/de/article/de/1260430345/insekten-expertin-klimawandel-verl%C3%A4ngert-aktivit%C3%A4t-der-stechm%C3%BCcken
- Newstral: https://newstral.com/de/article/de/1260430310/insekten-expertin-klimawandel-verl%C3%A4ngert-aktivit%C3%A4t-der-stechm%C3%BCcken
- Der Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/wissen/archiv/
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): https://www.bmuv.de/download/auswirkungen-des-klimawandels-auf-die-verbreitung-krankheitsuebertragender-tiere-importwege-und-etablierung-invasiver-stechmuecken-in-deutschland
- Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/offizielle-statistik-zahl-der-firmenpleiten-in-deutschland-steigt-deutlich/100089845.html