18.10.2024
Notkirchen im Oderbruch Zeugnisse von Zerstörung und Hoffnung

Notkirchen im Oderbruch: Wo sich kein Himmel spiegelt

Im äußersten Osten Deutschlands, wo die Sonne über den weiten Feldern des Oderbruchs versinkt, stehen sie: Notkirchen. Einst als Provisorien nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet, erzählen sie heute Geschichten von Zerstörung, Glauben und dem Kampf ums Überleben.

„Aus Berlin kommend erscheint hinter dem Ort Seelow in der Kurve einer einsamen Landstraße ein weinrot gestrichener und in die Jahre gekommener kleiner Holzbau“, beschreibt René Schlott in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) vom 17.10.2024 die Szenerie einer solchen Notkirche.

Die Notkirchen, oft schlichte Holzbauten, entstanden aus der Not der Zeit. Nach dem Krieg waren viele Kirchen zerstört, die Menschen jedoch sehnten sich nach Trost und Gemeinschaft. So wurden die Notkirchen zu Orten des Gebets, aber auch zu Zentren des Gemeindelebens.

Doch die Zeiten änderten sich. Die Bevölkerungszahl im Oderbruch sank, viele junge Menschen zog es in den Westen. Die Notkirchen, einst Symbole des Wiederaufbaus, wurden zu Mahnmalen des Wandels.

Dennoch gibt es Menschen, die für den Erhalt der Notkirchen kämpfen. Sie organisieren Konzerte, Lesungen und Ausstellungen, um die Gebäude mit neuem Leben zu füllen. So wird beispielsweise die Notkirche in Buschdorf im Sommer 2024 zur Hörkirche. Wie die Stiftung St. Matthäus auf ihrer Webseite berichtet, wird dort zwei Monate lang täglich die Novelle „Die Selbstverbrennung“ von Hartmut Lange zu hören sein.

Die Geschichte der Notkirchen im Oderbruch ist eine Geschichte von Verlust und Hoffnung, von Vergänglichkeit und dem Wunsch, etwas zu bewahren. Es ist die Geschichte von Menschen, die an einem Ort festhalten, an dem sich der Himmel zwar nicht im Wasser spiegelt, aber dennoch spürbar ist.

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