19.10.2024
Rekordkrankenstand in Schleswig-Holstein: Ursachen und Auswirkungen analysiert

Arbeitsausfall wegen Krankheit: AOK: Rekordkrankenstand in Schleswig-Holstein

Der Krankenstand in Schleswig-Holstein hat im Jahr 2023 einen Rekordwert erreicht, wie aus dem aktuellen Gesundheitsbericht der AOK NordWest hervorgeht. Die Daten zeigen, dass der Krankenstand bei den rund 357.000 bei der AOK versicherten Arbeitnehmern im nördlichsten Bundesland auf 6,9 Prozent gestiegen ist. Dies stellt einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr dar, als der Krankenstand bei 6,7 Prozent lag. Die durchschnittliche Anzahl der Fehltage pro Beschäftigten betrug im Jahr 2023 etwa 25,3 Tage, was einen Anstieg von 0,7 Tagen im Vergleich zu 2022 bedeutet, als die Beschäftigten im Durchschnitt 24,6 Tage krankgeschrieben waren.

Die Hauptursache für diesen Anstieg sind Atemwegserkrankungen, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Laut AOK-Vorstandsvorsitzendem Tom Ackermann waren insbesondere zwei Erkältungswellen im Frühjahr und Spätherbst 2023 verantwortlich für die hohe Zahl an Krankschreibungen. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen lag 2023 bei 26,4 Prozent, was einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu 2021 darstellt, als dieser Wert nur bei 16,5 Prozent lag.

Entwicklung des Krankenstands in Schleswig-Holstein

Der Krankenstand in Schleswig-Holstein hat in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Anstieg erlebt. Im Jahr 2022 betrug der Krankenstand 6,7 Prozent, während er in den ersten sechs Monaten 2023 bereits auf 6,8 Prozent gestiegen war. Die Zahlen zeigen, dass der Krankenstand in Schleswig-Holstein im Jahr 2024 mit 7,0 Prozent einen neuen Höchststand erreicht hat. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da der Krankenstand im Jahr 2021 noch bei 5,0 Prozent lag.

Die AOK berichtet, dass die höchsten Krankenstände im Jahr 2023 in den Monaten Februar (7,7 Prozent) und März (7,9 Prozent) sowie im November und Dezember (jeweils 8,1 Prozent) verzeichnet wurden. Im Vergleich dazu waren die niedrigsten Krankenstände in den Monaten Mai, Juli und August mit jeweils 6,0 Prozent zu beobachten.

Ursachen für die hohen Fehlzeiten

Die Hauptursache für die hohen Fehlzeiten sind Atemwegserkrankungen, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Die AOK stellt fest, dass Atemwegserkrankungen im Jahr 2023 für 26,4 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle verantwortlich waren. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren, als der Anteil bei 21,1 Prozent (2022) und 9,8 Prozent (2021) lag. Die Zunahme von Atemwegserkrankungen wird teilweise auf den Wegfall der Abstands- und Hygieneregeln während der COVID-19-Pandemie zurückgeführt, der zu einem Anstieg von Infektionskrankheiten führte.

Zusätzlich zu Atemwegserkrankungen zeigen die Daten auch einen Anstieg bei psychischen Erkrankungen. Die AU-Quote aufgrund psychischer Erkrankungen lag 2023 bei 9,1 Prozent, was einen Anstieg im Vergleich zu 2022 darstellt, als dieser Wert bei 7,9 Prozent lag. Obwohl psychische Erkrankungen weniger Krankschreibungen verursachten als Atemwegserkrankungen, sind die damit verbundenen Ausfallzeiten in der Regel länger. Die durchschnittliche Dauer der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen lag 2023 bei 28,1 Tagen.

Branchenvergleich

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass der höchste Krankenstand bei den AOK-Mitgliedern in Schleswig-Holstein im Jahr 2023 im Gesundheits- und Sozialwesen mit 8,2 Prozent sowie in der öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung mit 8,1 Prozent zu beobachten war. Die niedrigsten Werte wurden in der Land- und Forstwirtschaft mit 4,4 Prozent und im Wirtschaftszweig Banken und Versicherungen mit 4,7 Prozent festgestellt.

Die AOK hebt hervor, dass die Fehlzeiten in der Pflegebranche besonders auffällig sind. Im ersten Halbjahr 2023 betrugen die durchschnittlichen Fehltage in der Fachkrankenpflege 20,1 Tage, was einem Anstieg von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. In der Altenpflege lag die Zahl der Fehltage bei 17,9 Tagen, während in der Haus- und Familienpflege ebenfalls 17,9 Fehltage verzeichnet wurden.

Unterschiede nach Alter und Geschlecht

Der AOK-Gesundheitsbericht wertet auch den Krankenstand nach Alter und Geschlecht aus. Bei den Männern in Schleswig-Holstein lag der höchste Krankenstand in der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahren mit 11,4 Prozent, während der niedrigste in der Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren mit 5,3 Prozent zu beobachten war. Bei den Frauen war der höchste Krankenstand ebenfalls in der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahren zu verzeichnen, mit 10,9 Prozent, während der niedrigste Wert in der Altersgruppe von 30 bis 34 Jahren mit 5,4 Prozent lag.

Fazit und Ausblick

Die steigenden Krankenstände in Schleswig-Holstein sind ein besorgniserregendes Zeichen, das auf die Notwendigkeit hinweist, betriebliche Gesundheitsmanagementstrategien zu implementieren. AOK-Chef Tom Ackermann betont, dass sich das Arbeitsleben in den letzten Jahren durch Digitalisierung, demografischen Wandel und Fachkräftemangel erheblich verändert hat. Ein effektives betriebliches Gesundheitsmanagement kann dazu beitragen, die Krankenstände zu senken, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und die Produktivität zu erhöhen.

Die AOK NordWest wird weiterhin Unternehmen in Schleswig-Holstein mit speziellen Angeboten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung unterstützen, um die Lebensqualität der Arbeitnehmer zu verbessern und die Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern.

Quellen: AOK NordWest, dpa

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