Die Repräsentativität von Umfragen ist ein häufig diskutiertes Thema, insbesondere im Kontext von Wahlen und politischen Entscheidungen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, wird der Begriff "repräsentativ" oft irreführend verwendet. Es reicht nicht aus, eine bestimmte Anzahl von Personen zu befragen, um ein repräsentatives Ergebnis zu erzielen. Vielmehr geht es darum, dass die Stichprobe die Grundgesamtheit in den relevanten Merkmalen widerspiegelt.
Wie Spektrum der Wissenschaft erklärt, meiden Fachleute den Begriff "repräsentativ" sogar oft ganz. Stattdessen sprechen sie von "Unverzerrtheit". Eine unverzerrte Stichprobe liegt vor, wenn der Durchschnitt der Ergebnisse bei wiederholter Durchführung der Umfrage dem Wert entspricht, der bei einer Befragung der gesamten Grundgesamtheit herauskäme. Verschiedene Faktoren können zu Verzerrungen führen, darunter ungeeignete Stichproben, fehlerhafte Fragemethoden oder fehlende Antworten.
Ein großes Problem, wie sowohl von Spektrum der Wissenschaft als auch vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hervorgehoben, stellen Online-Access-Panels dar. Bei diesen Panels registrieren sich die Teilnehmer freiwillig für Umfragen und erhalten dafür eine Entschädigung. Dadurch ist die Stichprobe nicht zufällig, und es besteht die Gefahr der Selbstselektion. Auch wenn die Stichprobe nachträglich gewichtet wird, können nicht alle Variablen berücksichtigt werden, was zu Verzerrungen führen kann. Wie Ulrich Kohler von der Universität Potsdam gegenüber dem ZDF betont, "sind Freiwillige anders als Nichtfreiwillige".
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Größe der Stichprobe. Wie das RND erläutert, ist die Annahme, dass eine Umfrage mit 1000 Teilnehmern automatisch repräsentativ ist, ein Irrglaube. Entscheidend ist die Übereinstimmung der Stichprobe mit der Grundgesamtheit in den relevanten Merkmalen. Eine kleinere Stichprobe kann durchaus aussagekräftig sein, wenn sie die Grundgesamtheit gut abbildet. Allerdings steigt bei kleineren Stichproben die Irrtumswahrscheinlichkeit.
Wie eine Meta-Analyse, veröffentlicht in "Survey Research Methods", zeigt, sind probabilistische Stichproben, bei denen jedes Mitglied der Grundgesamtheit die gleiche Chance hat, ausgewählt zu werden, im Vergleich zu nicht-probabilistischen Stichproben repräsentativer. Auch Mixed-Mode-Befragungen, die verschiedene Erhebungsmethoden kombinieren, schneiden im Vergleich zu Single-Mode-Befragungen besser ab.