Die Frage nach der Wahlpräferenz schwuler Männer im Hinblick auf die Bundestagswahl 2025 gestaltet sich komplex und widersprüchlich. Unterschiedliche Umfragen und Studien liefern divergierende Ergebnisse, die eine eindeutige Aussage erschweren.
Eine Umfrage der Dating-Plattform Romeo, über die die FAZ berichtete, sorgte für Aufsehen. Demnach gaben 27,9 Prozent der über 60.000 befragten Nutzer an, die AfD wählen zu wollen. Grüne (19,9 Prozent) und Union (17,6 Prozent) folgten auf den Plätzen zwei und drei. Diese Ergebnisse wurden von der AfD positiv aufgenommen. Allerdings weist die FAZ darauf hin, dass die Studie methodische Schwächen aufweist und die Ergebnisse daher mit Vorsicht zu betrachten sind.
Auch der Stern berichtete über die Romeo-Umfrage und verwies ebenfalls auf die eingeschränkte Repräsentativität. So basiert die Methodik auf einer selbst auswählenden Stichprobe, was die Aussagekraft der Ergebnisse limitiert. Der AfD-Experte Andreas Hövermann äußerte gegenüber BuzzFeed News Deutschland (wiedergegeben vom Stern) Skepsis bezüglich der Repräsentativität, insbesondere angesichts der spezifischen Zielgruppe. Zudem sei eine Manipulation der Umfrage nicht auszuschließen.
Eine weitere Umfrage, durchgeführt von der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit dem LSVD+, zeichnet ein völlig anderes Bild. Wie Queer.de berichtet, sehen die Ergebnisse die Grünen mit 43,5 Prozent deutlich in Führung, gefolgt von der Linken (24,9 Prozent) und der SPD (7,2 Prozent). Union und AfD würden mit 3,3 bzw. 2,8 Prozent an der Fünfprozenthürde scheitern. Auch diese Umfrage ist jedoch nicht repräsentativ, da die queere Bevölkerung eine sogenannte Spezialpopulation darstellt und deren genaue Größe nicht bekannt ist.
Die Frankfurter Rundschau beleuchtet in einem Artikel die scheinbare Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Image der AfD und der Wahlpräferenz einiger schwuler Männer. Die Kultur- und Politikwissenschaftlerin Katharina Hajek erklärt dies mit dem homonationalen Narrativ der Partei, welches Ausländerfeindlichkeit mit dem Schutz vor Homophobie verbindet. Dieses Narrativ könne einige queere Menschen dazu bewegen, die AfD zu wählen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wahlpräferenz schwuler Männer im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 ein komplexes Thema bleibt. Die vorliegenden Daten sind widersprüchlich und die Repräsentativität der Umfragen ist eingeschränkt. Weitere Forschung ist notwendig, um ein klareres Bild zu erhalten.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/lieben-schwule-die-afd-umfrage-zur-bundestagswahl-2025-110280936.html
https://www.stern.de/politik/deutschland/umfrage--afd-bei-schwulen-waehlern-angeblich-stark---zweifel-an-repraesentativitaet-35446078.html
https://www.queer.de/detail.php?article_id=52567
https://www.fr.de/politik/afd-schwul-homosexuell-waehler-homonationale-partei-warum-schwule-maenner-wahlen-zr-92917533.html