Die junge, paneuropäische Partei Volt wirbt im Bundestagswahlkampf mit einem starken Fokus auf europäische Themen und versucht, sich als progressive Alternative zu etablierten Parteien zu positionieren. Wie Jonas Wagner in der F.A.Z. berichtet, dokumentierte Volt ihren Wahlkampfauftritt auf Instagram mit Bildern der Spitzenkandidatin Maral Koohestanian aus verschiedenen europäischen Städten, von Kopenhagen über Helsinki bis Paris. Diese Betonung der europäischen Dimension entspricht dem Kernanliegen der Partei.
Volt zielt laut Moritz Müllender in der taz auf sieben Prozent der Stimmen und sieht sich selbst als unverbrauchte Kraft. Insbesondere bei jungen Wählern unter 30 Jahren sieht die Partei Potenzial, wie Koohestanian im taz-Interview betont. Bei der Europawahl 2024 erreichte Volt in dieser Wählergruppe neun Prozent. Lilly König, Co-Landesvorstand von Volt Bayern, sieht in der taz Volt als eine Antwort auf die vermeintlichen Schwächen der etablierten Parteien und die Notwendigkeit eines starken Europas, besonders im Kontext der globalen politischen Landschaft. Der Politikwissenschaftler Constantin Wurthmann äußert in der taz jedoch Zweifel an Volts Erfolgsaussichten. Ihm zufolge fehle der Partei ein eigenständiges Profil und die nötige Sichtbarkeit in der öffentlichen Wahrnehmung. Er sieht Volt als eine Art „kleines Geschwisterkind der Grünen“, positioniert im linksliberalen Spektrum, wie eine Studie von Wurthmann und Kollegen zur Europawahl zeigt.
Wie der Spiegel berichtet, konnte Volt bei der Europawahl 2024, bei der erstmals auch 16-Jährige wählen durften, insbesondere bei Jungwählern punkten. In der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen erreichte Volt neun Prozent, das beste Ergebnis unter den Kleinparteien. Auch die AfD konnte in dieser Altersgruppe stark zulegen. Grüne und SPD mussten hingegen massive Verluste hinnehmen.
Volt sieht sich selbst als sozialliberal und progressiv, wie Koohestanian in der taz erklärt. Der Partei gehe es um einen pragmatischen Ansatz, der soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und liberal-demokratische Werte vereint. Trotz dieses progressiven Selbstverständnisses ist die Partei laut taz überraschend männlich dominiert. Nur ein Viertel der Mitglieder identifiziert sich als weiblich.
In Bonn, wo Volt Teil der Regierungskoalition ist, wurde die Partei von Podiumsdiskussionen der IHK und „Parents for Future“ zur Bundestagswahl ausgeschlossen, wie auf der Volt-Website berichtet wird. Die IHK begründet dies damit, dass nur Parteien eingeladen werden, die bereits im Bundestag in Fraktionsstärke vertreten sind. Volt fordert die Koalitionspartner Grüne, SPD und Linke zu einem solidarischen Fernbleiben von den Diskussionen auf.
Die Deutsche Welle berichtet über das schlechte Abschneiden der Grünen bei der Europawahl 2024, insbesondere bei jungen Wählern. Während die AfD in der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen deutlich zulegen konnte, verloren die Grünen massiv an Zustimmung. Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen sieht einen der Gründe in der Entfremdung von Teilen der pazifistisch geprägten Anhängerschaft der Grünen aufgrund ihrer Haltung zur militärischen Unterstützung der Ukraine. Laut Jung haben Themen wie Sicherheitspolitik und Migration an Bedeutung gewonnen, während der Klimaschutz in den Hintergrund gerückt ist. Auch die DW zitiert eine Umfrage des Bundesumweltministeriums und des Bundesumweltamts, wonach Klima- und Umweltschutz für junge Menschen zwar wichtig sind, aber bei den wichtigsten Themen nur noch Platz sieben belegen.
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