Der Rettungsdienst in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Steigende Einsatzzahlen, überlastetes Personal und uneinheitliche Strukturen prägen die aktuelle Situation. Wie die Tagesschau berichtet, wurden 2019 drei Millionen mehr Notfälle versorgt als noch 2009. Die Zahl der Krankenhaus-behandelten Notfälle stieg im gleichen Zeitraum um fast 30 Prozent auf 14,9 Millionen. Dies führt zu überfüllten Notaufnahmen und langen Wartezeiten, wie auch die Björn Steiger Stiftung in einer Pressemitteilung vom 04.12.2021 betont.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) strebt eine Reform an, um die Situation zu verbessern. Eine Expertenkommission hat Empfehlungen vorgelegt, die auf zwei Kernpunkte fokussieren: ein neues Leitsystem für Notrufe und die Einrichtung Integrierter Notfallzentren. Wie die Tagesschau weiter ausführt, sollen Anrufe bei der 112 oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst (116117) künftig an eine Integrierte Leitstelle (ILS) weitergeleitet werden. Dort sollen medizinisch qualifizierte Fachkräfte die Anrufer an die passende Notfallstruktur vermitteln.
Die Integrierten Notfallzentren (INZ) an Krankenhäusern sollen aus Notaufnahme, kassenärztlicher Praxis und einer zentralen Entscheidungsstelle bestehen. Dort wird entschieden, ob Patienten in die Notaufnahme oder die Praxis weitergeleitet werden. Laut Lauterbach sollen Krankenhäuser und Kassenärzte zur Beteiligung an den INZ verpflichtet werden, um die Lasten gleichmäßig zu verteilen. Die AOK begrüßt diese Vorschläge, fordert aber ein eigenständiges Budget für die INZ, um eine medizinisch sinnvolle Versorgung ohne ökonomische Beeinflussung zu gewährleisten, wie die Tagesschau berichtet.
Die Björn Steiger Stiftung, die bereits 1971 die Initialzündung für den modernen Rettungsdienst in Deutschland gab, sieht dringenden Reformbedarf. Wie die Stiftung in ihrer Pressemitteilung ausführt, fehlen einheitliche Standards und die Notfallhilfe droht selbst zum Notfall zu werden. Die Stiftung fordert unter anderem bundeseinheitliche Standards in Gesetzgebung, Finanzierung, Ausbildung, Vernetzung der Leitstellen und beim Zugriff auf Gesundheitsdaten. Auch die Vergütung medizinischer Leistungen und die Finanzierung der Vorhaltekosten durch Steuermittel werden gefordert.
Auch die Einbindung von Privatärzten in den Notfalldienst ist ein Thema. Wie die Ärzte Zeitung berichtet, gab es in Baden-Württemberg Schwierigkeiten, Privatärzte zum Dienst zu verpflichten. Aufgrund fehlender Rechtsgrundlagen wurden sie aus dem Dienstplan genommen. Dies führte zu Ungleichbehandlungen, da Privatärzte keine Umlage zahlen, aber PKV-Versicherte in den Notfallpraxen behandelt werden.
https://www.tagesschau.de/inland/notfall-reform-lauterbach-101.html
https://www.presseportal.de/pm/119576/5090702
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Notdienst-ohne-Privataerzte-232491.html
https://www.zeit.de/news/2025-02/11/tag-des-notrufs-stiftung-fordert-reformen