Die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß ist ein vieldiskutiertes Thema in Deutschland. Wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der dpa berichtete, könnte eine solche Senkung die Stromkosten um etwa 7 Prozent reduzieren und somit zu einer Entlastung der Verbraucher um rund 3 Milliarden Euro führen (Zeit, 02.02.2025).
Grüne, FDP und AfD befürworten in ihren Wahlprogrammen die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum. Auch die Union und die SPD sprechen sich für Entlastungen beim Strompreis aus (Zeit, 02.02.2025).
Derzeit liegt die Stromsteuer für private Verbraucher bei 2,05 Cent pro Kilowattstunde (kWh), während das europäische Mindestmaß bei 0,1 Cent pro kWh liegt. Laut Berechnungen des Vergleichsportals Verivox würde eine Senkung auf den Mindestwert einer Familie mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh eine Ersparnis von 93 Euro bringen. Für einen Zwei-Personen-Haushalt (2.800 kWh) läge die Entlastung bei 65 Euro und für einen Single-Haushalt (1.500 kWh) bei 35 Euro jährlich (Zeit, 02.02.2025).
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, wird von der Zeit mit den Worten zitiert: „Die horrenden Strompreise im Energiekrisenjahr 2022 gehören inzwischen der Vergangenheit an. Dennoch ist das Strompreisniveau aktuell noch rund 5 Prozent höher als vor der Energiekrise.“ Er fügt hinzu, dass deutsche Haushalte beim Strompreis stark durch Steuern und Abgaben belastet werden und eine Reduzierung der Stromsteuer ein sinnvoller Schritt wäre, um die Haushaltskosten dauerhaft zu senken (Zeit, 02.02.2025).
Die Strompreise für die Industrie sind laut einer Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Wie Clean Energy Wire berichtet, zahlten kleine und mittlere Industriebetriebe Anfang 2024 durchschnittlich 17,60 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) in neuen Verträgen ohne Stromsteuer, was einem Rückgang von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (Clean Energy Wire, 20.02.2024). Der Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen am Strompreis ist laut BDEW ebenfalls leicht gesunken und lag Anfang 2024 bei 29 Prozent (BDEW, 13.02.2024).
Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus dem Jahr 2015 untersuchte die Auswirkungen der Strombesteuerung auf die deutsche Industrie. Die Studie fand keine systematischen, statistisch signifikanten Auswirkungen der Stromsteuer auf Umsatz, Exporte, Wertschöpfung, Investitionen und Beschäftigung von Unternehmen. Die Autoren schlussfolgern, dass die Abschaffung der ermäßigten Stromsteuersätze für energieintensive Unternehmen die Staatseinnahmen erhöhen könnte, ohne die wirtschaftliche Leistung der Unternehmen negativ zu beeinflussen (ZEW, 01.05.2015).
Eurostat Daten zeigen, dass Deutschland im zweiten Halbjahr 2023 die höchsten Strompreise für Haushaltskunden in der EU hatte (Eurostat, 29.04.2024). Dies unterstreicht die Bedeutung der Diskussion um die Stromsteuersenkung und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Verbraucher.
Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2025-02/02/steuersenkung-koennte-stromkosten-um-7-prozent-verringern
BDEW: https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/bdew-strompreisanalyse/
Clean Energy Wire: https://www.cleanenergywire.org/news/industry-electricity-prices-german-companies-drop-almost-one-quarter-early-2024
ZEW: https://www.zew.de/publikationen/the-effect-of-electricity-taxation-on-the-german-manufacturing-sector-a-regression-discontinuity-approach
Eurostat: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Electricity_price_statistics