2.2.2025
Gefahren des digitalen Esoterik-Marktes
Esoterik und Digitalisierung: Gefahren im spirituellen Supermarkt

Esoterik und Digitalisierung: Gefahren im spirituellen Supermarkt

Die Digitalisierung hat die Esoterik- und Lebenshilfeszene in den letzten Jahren stark beflügelt. Wie die Zeit unter Berufung auf die dpa berichtet, suchen immer mehr Menschen online nach spirituellen Angeboten. Mirijam Wiedemann, Leiterin der Geschäftsstelle für gefährliche religiös-weltanschauliche Angebote am Kultusministerium in Stuttgart, beschreibt eine zunehmende „Pluralisierung und Individualisierung des religiösen Lebens“. Menschen kombinieren Glaubenselemente verschiedener Traditionen und gestalten ihren eigenen Glauben – ein Trend, der oft als „spiritueller Supermarkt“ bezeichnet wird.

Das Internet und soziale Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wie Wiedemann in ihrem Bericht festhält, erleichtern sie die Verbreitung religiöser und weltanschaulicher Inhalte und ermöglichen die Vernetzung von Glaubensgemeinschaften über geografische Grenzen hinweg. Der digitale Raum erlaube zudem ein gezieltes „Targeting“ neuer Kunden bzw. potenzieller Mitglieder.

Die Geschäftsstelle beobachtet eine Zunahme von Fällen, insbesondere im Bereich Esoterik, Verschwörungsmythen, Lebenshilfe/Coaching und christlich-fundamentalistischen Gruppen. Wie die Zeit die dpa zitiert, geht es dabei häufig um Kindeswohlgefährdung und die Beeinträchtigung geschützter Rechtsgüter.

Soziale Medien wie TikTok, Instagram und YouTube erreichen insbesondere junge Menschen. „Sinnfluencer“, darunter auch „Christfluencer“ und muslimisch orientierte Influencer, prägen die Szene. Unter dem Hashtag „WitchTok“ finden auch esoterische Angebote Einzug in viele Kinderzimmer. Besonders auffällig sind laut Wiedemanns Bericht „Sinnfluencer“, die mit teils homophoben oder diskriminierenden Äußerungen auffallen.

Ein Beispiel für die Gefahren der Digitalisierung im esoterischen Kontext ist die Freilernerszene. Wie die Zeit berichtet, ist diese coronabedingt gewachsen, da Eltern vermehrt die Möglichkeit hatten, ihre Kinder im Homeschooling zu unterrichten oder auf externe Anbieter zurückzugreifen. Wiedemann schildert den Fall eines Vaters, der seine Tochter vor Mobbing und Übergriffen schützen wollte und sie bei einem Freilerner-Angebot anmelden wollte. Das Angebot wies jedoch Verbindungen zur Anastasia-Bewegung und zur „braunen Esoterik“ auf, mit möglichen Verbindungen zur Selbstverwalterszene und zur rechtsextremen Szene. Wiedemann betont, dass vielen Menschen die damit verbundenen Gefahren nicht bewusst seien.

Wie der Artikel von Douglas Rushkoff auf Medium beschreibt, gibt es eine techno-utopische und anti-humanistische Strömung im Silicon Valley, die von einer wenig bekannten Gruppe amerikanischer und sowjetischer New-Age-Philosophen, Wissenschaftlern und Spiritualisten in den 1980er Jahren begründet wurde. Diese Gruppe traf sich, um den Atomkrieg zu verhindern, entwickelte aber eine Weltanschauung, die für die Zukunft der Menschheit möglicherweise genauso gefährlich ist wie die Atombombe. Rushkoff argumentiert, dass diese Ideologie in den Technologien und Geschäftsplänen von Unternehmen wie Google, Uber, Facebook und Amazon verankert ist.

Der Artikel auf Aeon Essays von Tara Isabella Burton beleuchtet die zunehmende Verbreitung magischer Praktiken im Internet, insbesondere die des „Manifestierens“. Burton argumentiert, dass die Geschichte der Moderne und insbesondere die der frühen Internetgründer untrennbar mit der Entwicklung und Verbreitung der westlichen esoterischen Tradition verbunden ist. Diese Tradition, die einst als Nischenkult von Hofwissenschaftlern und Beamten galt, habe sich zu einer der einflussreichsten, aber am wenigsten anerkannten Kräfte im modernen Leben entwickelt.

Samantha Floreani warnt in ihrem Artikel im Guardian vor der Gefahr, Magie und Technologie gleichzusetzen. Sie argumentiert, dass dies den Unternehmen in die Hände spielt, die lieber möchten, dass wir von einer glänzenden Benutzeroberfläche und reibungsloser Bequemlichkeit beeindruckt sind, als hinter den Vorhang zu blicken, um einen knorrigen alten Mann zu enthüllen, der die Dinge mit übertriebener Marketingsprache und gewöhnlicher, profitorientierter Datenextraktion zusammenhält.

Verwendete Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2025-02/02/wenn-esoterik-die-religion-ersetzt
  • https://medium.com/team-human/the-anti-human-religion-of-silicon-valley-ac37d5528683
  • https://aeon.co/essays/how-the-internet-became-the-modern-purveyor-of-ancient-magic
  • https://www.theguardian.com/commentisfree/2024/jan/18/its-possible-to-find-spirituality-in-technology-but-beware-those-who-misuse-it-for-personal-gain
Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von ki erstellt.
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