Nach 15 Monaten intensiver Kämpfe im Gazastreifen haben Israel und die Hamas eine Waffenruhe und einen Deal zum Austausch von Geiseln vereinbart. Wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der DPA berichtet, wurde die Vereinbarung am Mittwoch bekannt gegeben und löste Freudenausbrüche in Israel und Gaza aus. Der Konflikt hat, nach Angaben israelischer und palästinensischer Gesundheitsbehörden, rund 1.200 Menschen in Israel und über 46.000 Menschen in Gaza das Leben gekostet.
US-Präsident Joe Biden erklärte, die Vereinbarung werde in drei Phasen umgesetzt, beginnend voraussichtlich am 19. Januar. Wie CNBC berichtet, muss das israelische Sicherheitskabinett der Vereinbarung noch zustimmen. Die erste Phase beinhaltet eine vollständige Waffenruhe und den Rückzug israelischer Streitkräfte aus besiedelten Gebieten des Gazastreifens. Der katarische Premierminister, dessen Land eine Schlüsselrolle in den Verhandlungen spielte, gab bekannt, dass die erste Phase 42 Tage dauern soll. In dieser Zeit wird die Hamas 33 israelische Geiseln freilassen, die während der Angriffe vom 7. Oktober 2023 gefangen genommen wurden. Im Gegenzug wird Israel eine Anzahl palästinensischer Gefangener freilassen.
Während der ersten Phase wird die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen verstärkt, Krankenhäuser und Gesundheitszentren werden wieder aufgebaut und wichtige Treibstofflieferungen sichergestellt. Palästinensern wird die Rückkehr in ihre Häuser im Gazastreifen ermöglicht, viele davon wurden im Krieg zerstört. Wie die Zeit berichtet, sollen die Verhandlungen über die zweite Phase des Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas in Washington beginnen. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu reiste zu Gesprächen mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und dessen Nahost-Gesandten Steve Witkoff in die USA. Laut einem hochrangigen israelischen Beamten, zitiert von Axios und wiedergegeben von der Zeit, werden die „wirklich ernsthaften Verhandlungen“ erst nach dem Treffen mit Trump beginnen.
Die zweite und dritte Phase des Abkommens werden während der Umsetzung der ersten Phase finalisiert. Wie CNBC berichtet, werden in der zweiten Phase die verbliebenen lebenden Geiseln freigelassen und israelische Soldaten sich aus den restlichen Gebieten Gazas zurückziehen. Die Waffenruhe wird dann permanent. Die letzte Phase beinhaltet den Wiederaufbau des Gazastreifens. US-Außenminister Antony Blinken erklärte, der Deal basiere auf einem Rahmenwerk der Biden-Administration vom Mai 2024.
Die New York Times analysiert die Situation der Hamas nach der Waffenruhe. Trotz der schweren Verluste und der Isolation bleibt die Hamas die dominierende palästinensische Macht im Gazastreifen. Obwohl viele Palästinenser die Hamas für den Angriff im Oktober 2023 kritisieren, gibt es kaum öffentliche Unruhen gegen die Gruppe. Die Hamas feiert die Waffenruhe als Erfolg, ihre zukünftige Rolle in Gaza ist jedoch ungewiss. Wie der Guardian in einem Kommentar von Ben Reiff ausführt, gibt es Zweifel an Netanjahus Engagement für eine dauerhafte Waffenruhe und einen vollständigen Truppenabzug. Reiff argumentiert, dass Netanjahu die Verhandlungen im letzten Jahr bewusst behindert habe und möglicherweise die Waffenruhe brechen könnte, um den Krieg wieder aufzunehmen.
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