Der deutsche Wohnungsbau steht laut der europäischen Bauforschungsgruppe Euroconstruct vor anhaltenden Herausforderungen. Wie die Zeit basierend auf einer dpa-Meldung berichtet, prognostiziert Euroconstruct bis 2027 jährlich sinkende Fertigstellungszahlen. Nach geschätzten 250.000 neuen Wohnungen im Jahr 2024 wird für 2025 ein Rückgang auf 205.000 und bis 2027 ein weiteres Absinken auf 165.000 neue Wohnungen erwartet.
Diese Entwicklung würde Deutschland im europäischen Vergleich zum Schlusslicht machen, mit einem prognostizierten Einbruch von 44 Prozent zwischen 2023 und 2027. Wie die Zeit weiter ausführt, liegt selbst Österreich mit einem Rückgang von 37,3 Prozent noch deutlich vor Deutschland. Für die meisten anderen westeuropäischen Länder erwartet Euroconstruct nach einem Tiefpunkt in 2025 ab 2026 eine Erholung.
Euroconstruct, ein Zusammenschluss von Bauwirtschaftsexperten aus 19 Ländern, darunter das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München, sieht die hohen Baukosten als Hauptgrund für die schwache Entwicklung in Deutschland. Wie das Ifo-Institut laut Zeit angab, verhindern "vor allem die hohen Baukosten eine rasche Marktbelebung". Sogar Großbritannien, mit 15 Millionen weniger Einwohnern als Deutschland, könnte laut der Prognose im Jahr 2027 mit geschätzten 210.000 neuen Wohnungen die Bundesrepublik im Wohnungsbau überholen.
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes bewertet diese Prognose als alarmierend. Auch das Statistische Bundesamt (Destatis) zeichnet ein düsteres Bild. Wie Destatis berichtet, sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im März 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 29,6 Prozent. Als Gründe werden die hohen Materialkosten und die schwierigen Finanzierungsbedingungen genannt. Auch die Preise für Wohnimmobilien sind laut Destatis im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 7,1 Prozent gesunken. Dies ist der fünfte Rückgang in Folge und der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.
Trading Economics bestätigt den Rückgang im deutschen Wohnungsbau. Die Plattform gibt an, dass der Wohnungsbau in Deutschland im Dezember 2023 6,9% des BIP ausmachte, nach 7,0% im vorherigen Zeitraum. Die Zahlen unterstreichen die anhaltende Abkühlung des Sektors. Während sich der europäische Baumarkt insgesamt als widerstandsfähig erweist, verlangsamt sich die Erholung, wie der WIFO Bericht zur 93. Euroconstruct Konferenz zeigt.
Verwendete Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-02/12/prognose-deutschland-schlusslicht-im-wohnungsbau
https://www.destatis.de/EN/Themes/Economic-Sectors-Enterprises/Construction/_node.html
https://www.destatis.de/EN/Themes/Economy/Prices/Construction-Prices-And-Real-Property-Prices/_node.html
https://tradingeconomics.com/germany/residential-construction-eurostat-data.html
https://www.wifo.ac.at/en/publication/70189/
https://www.wifo.ac.at/en/publications/search_for_publications?detail-view=yes&publikation_id=69698