Das Ziel von Airbus, bis 2035 ein wasserstoffbetriebenes Flugzeug auf den Markt zu bringen, ist ins Wanken geraten. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat Airbus gegenüber der französischen Gewerkschaft Force Ouvrière eingeräumt, dass sich das Projekt um bis zu zehn Jahre verzögern könnte. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen um 25 Prozent gekürzt und wichtige Tests verschoben werden.
Airbus begründete die Verzögerung mit der langsamen Entwicklung der benötigten Infrastruktur. In einer Stellungnahme, die von der Süddeutschen Zeitung zitiert wird, erklärte das Unternehmen: „Wasserstoff hat das Potenzial, eine transformative Energiequelle für die Luftfahrt zu sein. Wir erkennen aber, dass die Entwicklung eines Wasserstoff-Ökoystems inklusive Infrastruktur, Produktion, Verteilung und eines regulatorischen Rahmens eine riesige Herausforderung ist, die weltweiter Zusammenarbeit und Unterstützung bedarf.“ Insbesondere der Aufbau einer ausreichenden Produktion von grünem Wasserstoff, also Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, schreite langsamer voran als erwartet.
Trotz der Verzögerung betont Airbus weiterhin sein langfristiges Ziel, ein kommerziell erfolgreiches, wasserstoffbetriebenes Flugzeug auf den Markt zu bringen. Wie auf der Airbus-Website zum ZEROe-Projekt erläutert wird, verfolgt das Unternehmen verschiedene technologische Ansätze, darunter sowohl die direkte Verbrennung von Wasserstoff in modifizierten Gasturbinen als auch die Nutzung von Wasserstoff-Brennstoffzellen zur Erzeugung von elektrischer Energie für den Antrieb. Das Projekt umfasst Konzepte für ein Turbofan-Flugzeug, ein Turboprop-Flugzeug und ein Flugzeug mit Blended-Wing-Body-Design. Auch ein vollelektrisches Konzept, das mit Brennstoffzellen betrieben wird, ist Teil des ZEROe-Projekts.
Die Verzögerung des Wasserstoff-Projekts ist ein Rückschlag für Airbus, der in den vergangenen Jahren versucht hat, eine Führungsrolle bei der Dekarbonisierung der Luftfahrt einzunehmen. Wie FlightGlobal berichtet, hatte Airbus-Chef Guillaume Faury bereits 2020 bei der Vorstellung der ZEROe-Konzepte betont, dass die Realisierung solcher Projekte ein gemeinsames Vorgehen des gesamten Luftfahrt-Ökosystems erfordere. Wie FlightGlobal weiter ausführt, war Faury 2023 noch optimistisch, dass die Technologie bis 2035 bereit sein würde, betonte aber auch die Notwendigkeit von staatlicher Unterstützung und den Aufbau der erforderlichen Infrastruktur.
Die Luftfahrtbranche steht unter Druck, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Kurz- und mittelfristig setzen die Fluggesellschaften vor allem auf Sustainable Aviation Fuels (SAF), wie die Süddeutsche Zeitung erläutert. Auch bei SAF bestehen jedoch ähnliche Herausforderungen wie beim Wasserstoff, insbesondere hinsichtlich der Produktionskapazitäten und der Kosten. Der zunehmende Flugverkehr nach der Corona-Pandemie hat den Druck auf die Branche zusätzlich erhöht.
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