Die deutsche Wirtschaft sieht sich einer anhaltenden Investitionszurückhaltung der Unternehmen gegenüber. Wie die FAZ im Februar 2025 berichtete, beklagte Matthias Neth, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, die „Investitionszurückhaltung als großes Problem“. Diese Beobachtung wird durch verschiedene Studien und Umfragen untermauert.
Die KfW konstatiert in ihrem Dossier zu Investitionen in Deutschland (Januar 2025), dass die Unternehmensinvestitionen preisbereinigt um 6,5 % unter dem Niveau von Ende 2019 liegen. Auch die DIHK-Konjunkturumfrage vom Frühsommer 2024 zeichnet ein ähnliches Bild: Der Saldo der Investitionsabsichten stieg zwar leicht, blieb aber mit -7 Punkten weiterhin negativ. 24% der befragten Unternehmen planten zwar höhere Investitionen, jedoch mussten 31% ihre Investitionen reduzieren.
Die Gründe für diese Zurückhaltung sind vielfältig. Die KfW nennt in einer Pressemitteilung vom November 2021 die Geschäftserwartungen und die Höhe der Eigenmittel als wichtige Einflussfaktoren. Auch das Alter der Unternehmensinhaber spielt eine Rolle: Ältere Inhaber investieren demnach weniger, da sich Investitionen für sie aufgrund der längeren Amortisationszeit weniger lohnen. Hinzu kommen begrenzte Wachstumsambitionen vieler kleiner und mittlerer Unternehmen.
Deloitte analysiert in seinem Blogbeitrag "Ausblick Unternehmensinvestitionen 2025" (Januar 2025) die strukturellen und konjunkturellen Faktoren, die die Investitionstätigkeit bremsen. Neben dem hohen Bürokratieaufwand, zunehmender Regulierung und dem Zustand der Infrastruktur in Deutschland werden auch die gestiegenen Finanzierungskosten aufgrund höherer Leitzinsen als Gründe genannt. Die FAZ berichtete im Mai 2024 ebenfalls über die hohen Kosten, die die Investitionen der Unternehmen belasten. In einer Umfrage der Bundesbank nannten rund die Hälfte der befragten Unternehmen das schlechte gesamtwirtschaftliche Umfeld, die hohen Energiekosten und die hohen Lohnkosten als ausschlaggebend für geringere Investitionen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) bestätigt in seiner Pressemitteilung vom 13. November 2024 die schwache Investitionstätigkeit. Die aktuelle Stimmungsindikatoren und eine Stabilisierung der Auftragslage in der Industrie sprächen zwar für eine Bodenbildung der konjunkturellen Entwicklung, Unsicherheiten blieben jedoch bestehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Investitionszurückhaltung deutscher Unternehmen ein komplexes Problem mit verschiedenen Ursachen ist. Sowohl strukturelle Faktoren wie Bürokratie, Regulierung und Infrastrukturprobleme als auch konjunkturelle Faktoren wie hohe Energie- und Lohnkosten sowie steigende Finanzierungskosten spielen eine Rolle. Hinzu kommen unternehmensspezifische Faktoren wie die Geschäftserwartungen, die Höhe der Eigenmittel und das Alter der Unternehmensinhaber.
Verwendete Quellen: