24.1.2025
Migrantenwahlverhalten in Deutschland: Vielfältig und komplex
Wahlverhalten von Migranten in Deutschland

Wahlverhalten von Migranten in Deutschland

Das Wahlverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ist ein komplexes Thema, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Wie der Mediendienst Integration berichtet, waren bei der Bundestagswahl 2021 rund 8 Millionen Deutsche mit Migrationshintergrund wahlberechtigt. Das entsprach etwa 14 Prozent aller Wahlberechtigten. Wie vom Statistischen Bundesamt (Destatis) gemeldet, stieg dieser Anteil im Vergleich zu den vorherigen Wahlen kontinuierlich an.

Eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim), über die die Zeit berichtete, zeigt, dass sich Wähler mit Migrationshintergrund mehrheitlich zu Parteien links der Mitte hingezogen fühlen. Insbesondere die SPD genießt hier eine hohe Zustimmung. CDU und CSU schneiden hingegen vor allem bei Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion und deren Nachkommen vergleichsweise gut ab. Diese Tendenz bestätigt auch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), die in einem Kurzdossier festhält, dass Menschen mit Migrationshintergrund traditionell eher Parteien links der Mitte wählen, da diese sich oft offener für ihre Anliegen zeigen. Die bpb differenziert aber auch innerhalb dieser Gruppe und betont, dass (Spät-)Aussiedler, vor allem der ersten Generation, häufig konservative Wertvorstellungen haben und die Unionsparteien wählen.

Die Sorgen der Wähler mit und ohne Migrationshintergrund ähneln sich laut der Dezim-Studie. Wirtschaftliche Sorgen und die Inflation stehen für alle im Vordergrund. Allerdings, so die Zeit, befürchten Menschen mit Migrationshintergrund häufiger, Opfer einer Straftat zu werden. Auch der Nahostkonflikt spielt für diese Wählergruppe eine größere Rolle, wie die Zeit am Beispiel des Berliner Wahlkreises Neukölln verdeutlicht.

Die Deutsche Welle (DW) berichtet ebenfalls über die zunehmende Bedeutung der Wählerschaft mit Migrationshintergrund. Soziologin Friederike Römer vom Dezim betont gegenüber der DW, dass diese Wählergruppe nicht mehr so festgelegt auf bestimmte Parteien sei wie früher. Besonders die SPD habe hier ein hohes Wählerpotenzial. Gleichzeitig zeige sich eine gewisse Politikverdrossenheit: Viele Menschen mit Migrationshintergrund sprechen keiner Partei Lösungskompetenz zu. Die DW hebt auch die niedrige Wahlbeteiligung von Türkeistämmigen hervor und führt dies unter anderem auf Diskriminierungserfahrungen zurück.

Der ARD-DeutschlandTrend vom Januar 2025 unterstreicht die Bedeutung des Themas Migration im Wahlkampf. Demnach sahen 37 Prozent der Deutschen Zuwanderung und Flucht als eines der wichtigsten politischen Probleme an. Dies korreliert mit dem gestiegenen Anteil von Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund, wie Destatis berichtet.

Eine Studie des "Minor Kontor" aus dem Jahr 2017, die sich mit der politischen Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund befasst, zeigt, dass die Wahlbeteiligung dieser Gruppe bei der Bundestagswahl 2013 deutlich unter der von Menschen ohne Migrationshintergrund lag. Die Studie nennt soziodemografische Merkmale, Bezugsregionen und Aufenthaltsdauer als Einflussfaktoren auf das Wahlverhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Wahlverhalten von Migranten in Deutschland vielfältig ist und sich nicht pauschalisieren lässt. Während ein Trend zu Parteien links der Mitte besteht, spielen auch die Herkunft, die individuelle Situation und die jeweilige politische Agenda eine wichtige Rolle.

Verwendete Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2025-01/24/unterwegs-in-neukoelln-zuwanderer-tendieren-eher-nach-links
  • https://www.bpb.de/themen/migration-integration/kurzdossiers/515078/politische-praeferenzen-von-menschen-mit-migrationshintergrund/
  • https://www.dw.com/de/wen-migranten-in-deutschland-w%C3%A4hlen/a-71380892
  • https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/12/PD24_476_125.html
  • https://mediendienst-integration.de/integration/politische-teilhabe.html
  • https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-3454.html
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