Die Diskussion um Pyrotechnik im Fußballstadion ist ein Dauerbrenner. Besonders die Regionalliga Nordost rückte Ende Januar in den Fokus, als mehrere Vereine und Fanclubs eine Erklärung zur Abschaffung kollektiver Strafen für den Einsatz von nicht-missbräuchlich verwendeter Pyrotechnik forderten. Wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der DPA berichtete, gehörten zu den Unterzeichnern Vereinsvertreter von Vorständen, Aufsichtsräten und Geschäftsführern. Sie plädieren für eine differenzierte Beurteilung des Abbrennens von Pyrotechnik.
Jörg Püschmann, Vorstandsmitglied des Drittligisten Erzgebirge Aue, kritisiert den aktuellen Strafenkatalog. Wie die Zeit ebenfalls via DPA berichtete, meint er: "Der aktuelle Strafenkatalog ist nun mehrere Jahre in Kraft und sollte eine abschreckende Wirkung haben. Der Fußball in Deutschland muss konstatieren: Es hat nicht funktioniert, die erhoffte Wirkung blieb aus". Er fordert "andere Wege", um mit dem Thema Pyrotechnik umzugehen, da Strafandrohungen den Einsatz nicht verhinderten.
Püschmann differenziert zwischen missbräuchlicher und nicht-missbräuchlicher Verwendung. "Raketen in Nachbarblöcke zu schießen oder aktives, vorsätzliches Eingreifen ins Spielgeschehen muss weiterhin verboten bleiben", wird er in der Zeit zitiert. Er kritisiert jedoch die zunehmende Härte der Strafen bei gleichzeitig abnehmender Sicherheitsrelevanz der Vorfälle. Seiner Meinung nach verwandelten sich die Strafen von einer "Erziehungsmaßnahme" zu einer "Gelddruckmaschine".
Das neue Positionspapier der Regionalliga Nordost hat laut Püschmann bereits Diskussionen ausgelöst. Er fordert jedoch konkrete Neuregelungen und ein Einsehen, dass die aktuelle Vorgehensweise bei Verbandsstrafen nicht zielführend sei. Eine Unterscheidung zwischen missbräuchlicher und nicht-missbräuchlicher Pyrotechnik sei "einfach, schnell umsetzbar und für alle Beteiligten der sauberste Weg".
Auch in anderen Ligen ist das Thema Pyrotechnik präsent. Wie Sky Sport berichtet, erhielt der 1. FC Köln nach dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach einen Strafantrag über 595.000 Euro wegen des Abbrennens von Pyrotechnik durch seine Fans. Der Verein will die Strafe reduzieren und kritisiert die "unreflektierte" Anwendung des Strafzumessungsleitfadens durch den DFB. Der FC-Geschäftsführer Christian Keller bezeichnet die Strafen in dieser Form als "fernab der Realität der deutschen Fußball- und Fankultur".
11 Freunde zeigt in einem Artikel die DFB-Strafen der abgelaufenen Saison auf und verdeutlicht, welche Summen Vereine für Pyrotechnik-Vergehen zahlen müssen. Der VfB Stuttgart musste beispielsweise 249.000 Euro abdrücken. Eintracht Frankfurt zahlte sogar 447.100 Euro. Auch Erzgebirge Aue findet sich mit 146.410 Euro auf der Liste.
Dass die Problematik nicht nur auf Deutschland beschränkt ist, zeigt ein Artikel von dr.dk. Dort wird berichtet, dass die Strafen für Pyrotechnik in der dänischen Superliga in dieser Saison die des letzten Grundspiels bereits überstiegen haben. Claus Thomsen, Vorsitzender der Divisionsforeningen, bezeichnet die Situation als ärgerlich und betont die Gefahren von Pyrotechnik, insbesondere von 600 Grad heißen Römerlichtern.
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