Das Berliner Fintech Solarisbank, einst mit einer Milliardenbewertung, befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten. Wie die F.A.Z. berichtet, musste das Unternehmen eine Notfinanzierung in Höhe von 140 Millionen Euro aufnehmen und wird nun nur noch mit 90 Millionen Euro bewertet. Der japanische Investor SBI Group und die Stuttgarter Börse haben den Großteil der Summe zugesagt, wodurch SBI nun die Mehrheit der Anteile hält. Zusätzlich erhält Solaris 25 Millionen Euro aus einer Anleihe und der ADAC stundet Zahlungen in Höhe von 25 Millionen Euro. Wie die Zeit eine Meldung aus der DPA wiedergab, hatte Solaris im Geschäftsjahr 2023 einen Verlust von 178 Millionen Euro verzeichnet. Bereits im Herbst 2022 und im Oktober 2023 hatte das Unternehmen Entlassungswellen verkündet. Im Oktober 2024 folgte die größte Welle, die 240 der 700 Mitarbeiter betraf.
Die Solarisbank, wie sie bis 2022 hieß, bot ursprünglich anderen Fintech-Unternehmen ihre Vollbanklizenz und Infrastruktur an. Zu den Kunden zählten unter anderem Trade Republic, Vivid und die Tomorrow Bank. Ein Börsengang wurde immer wieder spekuliert. Wie Finance Forward berichtet, stand bis Anfang Dezember 2024 eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 100 bis 150 Millionen Euro an oder ein Verkauf des Unternehmens. Zu den Interessenten zählten neben SBI auch die Deutsche Bank und BNP Paribas, sowie diverse Private-Equity-Investoren.
Julian Ostertag, Managing Partner bei Drakestar, sieht laut F.A.Z. drei Hauptgründe für die Krise: Erstens, die anfängliche Fokussierung auf kleine Fintechs mit Zahlungsausfällen, die das Wachstum begrenzten. Die spätere Strategieänderung auf Großkunden wie den ADAC sei zwar richtig gewesen, habe aber Zeit gebraucht. Zweitens, die Fehlinvestitionen in den Personalaufbau während der Niedrigzinsphase der Corona-Jahre. Drittens, der Eingriff der Bafin nach einer Sonderprüfung im Jahr 2020, die Mängel bei der Geldwäschebekämpfung und Kundenprüfung aufdeckte. Wie Finance Forward berichtet, hat die Bafin Solaris höhere Eigenkapitalanforderungen auferlegt und die Genehmigung neuer Partnerschaften zur Auflage gemacht. Diese Mängel seien bis heute nicht behoben und das Mandat des Sonderbeauftragten wurde 2024 verlängert.
Die Übernahme des britischen Anbieters Contis im Jahr 2021 erwies sich ebenfalls als Fehler. Wie Business Insider berichtet, machte das sogenannte „EMI-Geschäft“ (Electronic Money Institution), das Contis repräsentiert, mit 123 Millionen Euro den Großteil der Verluste im Jahr 2023 aus. Business Insider berichtet weiter, dass fast alle Mitarbeiter der EMI-Sparte im Jahr 2024 entlassen wurden und große Teile des Geschäfts eingestellt wurden.
Trotz der Schwierigkeiten glaubt Ostertag nicht an eine Insolvenz von Solaris, da die Investoren ansonsten keine weiteren 90 Millionen Euro investiert hätten. Laut Finanz-Szene offenbart der Abschluss für 2022 eine „wesentliche Unsicherheit“ und ein „bestandsgefährdendes Risiko“ in Bezug auf die Fortführung der Unternehmenstätigkeit. FinanzBusiness meldet, dass die Liquidation zwar vorerst vom Tisch sei, aber Details noch geklärt werden müssten. Wie Finance Forward berichtet, hatte Solaris bereits im Frühjahr 2024 96 Millionen Euro von bestehenden Investoren erhalten, inklusive einer Finanzgarantie von bis zu 100 Millionen Euro von SBI. Seit der Gründung vor fast zehn Jahren sind mehr als eine halbe Milliarde Euro in das Fintech geflossen. Die Kooperation mit dem ADAC für ein Kreditkartenprogramm, die Solaris von der Landesbank Berlin übernommen hatte, startete später als geplant. Solaris versucht, durch Restrukturierungen und Entlassungen die Profitabilität zu erreichen.