Die Strompreise in Deutschland sind ein komplexes Thema, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird und unterschiedliche Entwicklungen für private Haushalte und die Industrie aufweist. Während die Preise für private Haushalte in den letzten Jahren gestiegen sind, zeigen sich für die Industrie differenziertere Entwicklungen, abhängig von ihrem Stromverbrauch.
Für kleine und mittlere Industriebetriebe sind die Strompreise gesunken. Wie die F.A.Z. berichtet, zahlen diese Betriebe im Schnitt nur noch knapp 17 Cent pro Kilowattstunde. Energieökonom Lion Hirth von der Hertie School betont, dass die Strompreise für die Industrie im Jahr 2024 inflationsbereinigt so niedrig waren wie seit 14 Jahren nicht mehr (F.A.Z.). Nominal liegen die Preise für neue Abschlüsse so niedrig wie zuletzt im Jahr 2017.
Energieintensive Industrien, wie die Hersteller von Aluminium, Kupfer, Stahl oder Papier, sehen sich hingegen mit höheren Stromkosten konfrontiert. Ihre Stromkosten liegen mit knapp 14 Cent je Kilowattstunde nominal etwa 50 Prozent über dem Preisniveau der Jahre 2015 bis 2019 (F.A.Z.). Ein wichtiger Grund hierfür sind die gestiegenen Großhandelspreise, die sich laut F.A.Z. im Vergleich zum Zeitraum 2015 bis 2019 mehr als verdoppelt haben. Die hohen Gaspreise, die bereits vor dem Krieg in der Ukraine angestiegen waren, spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Für private Haushalte sind die Strompreise in den vergangenen Jahren gestiegen. Der BDEW schätzt, dass private Haushalte im Schnitt knapp 41 Cent pro Kilowattstunde bezahlen – gut 10 Cent mehr als in den Jahren 2015 bis 2019 (F.A.Z.). Laut dem Strom-Report lagen die Strompreise in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 bei 41,2 Cent pro Kilowattstunde und damit 43% über dem europäischen Durchschnitt. Allerdings wechseln Verbraucher ihren Stromtarif eher selten und profitieren daher nicht immer von sinkenden Großhandelspreisen. Laut Verivox liegen die durchschnittlichen Preise in Neukundentarifen bei 29 Cent pro Kilowattstunde (F.A.Z.).
Ein wesentlicher Bestandteil der Stromrechnung privater Haushalte sind die Netzentgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen. Wie die F.A.Z. berichtet, machen diese Kosten mehr als die Hälfte der Stromrechnung aus. Die Netzentgelte sind im Vergleich zu den Vorkrisenjahren um etwa 50 Prozent gestiegen, was auf den notwendigen Netzausbau für die Energiewende zurückzuführen ist.
Die BDEW-Strompreisanalyse vom Februar 2024 zeigt, dass der durchschnittliche Strompreis für Haushalte zu Beginn des Jahres 2024 im Vergleich zum Jahresmittel 2023 um knapp 8 Prozent gesunken ist und nun bei 42,22 ct/kWh liegt. Der Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen ist ebenfalls leicht gesunken. Für kleine bis mittlere Industriebetriebe ist der durchschnittliche Strompreis für Neuabschlüsse weiter deutlich gesunken und liegt zu Beginn des Jahres 2024 bei 17,65 ct/kWh (BDEW).
Der Strom-Report (Stand Juni 2024) zeigt, dass die Strompreise für Neukunden im Jahr 2024 stark gefallen sind und bei 26,4 Cent pro Kilowattstunde liegen. Auch die Strompreise für Bestandskunden sind weiter gesunken, liegen aber mit 36,0 Cent pro Kilowattstunde noch über den Neukundentarifen.