19.10.2024
Hanau gedenkt und kämpft: Vier Jahre nach dem Anschlag ein Zeichen gegen Rassismus
Vier Jahre nach dem rassistisch motivierten Anschlag im hessischen Hanau haben Vertreter der Bundesregierung der Todesopfer gedacht. Kanzler Olaf Scholz erklärte, Rechtsextreme wollten Bürger ausgrenzen, sogar vertreiben. Das werde man nie zulassen. Justizminister Marco Buschmann rief alle in der Gesellschaft auf, sich der Menschenfeindlichkeit entgegenzustellen. Am 19. Februar 2020 hatte der deutsche Täter neun Menschen erschossen und anschließend seine Mutter und sich selbst getötet. Auf dem Hanauer Hauptfriedhof sowie an den beiden Tatorten soll mit einem stillen Gedenken an die Opfer erinnert werden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die ebenfalls in die hessische Stadt kommen will, erklärte, alle demokratischen Kräfte müssten die Bedrohung ernst nehmen, die der Rechtsextremismus für viele Menschen in Deutschland bedeute. Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, kritisierte, auch vier Jahre nach dem Terroranschlag fühlten sich viele Betroffene und Angehörige von Staat und Behörden alleinegelassen. Noch immer gebe es keine offizielle Entschuldigung des hessischen Innenministers für die dokumentierten Fehler der Polizei. Der Jahrestag des Anschlags von Hanau wird von verschiedenen Aktionen und Gedenkveranstaltungen begleitet. Die Namen der Opfer werden in verschiedenen Formaten präsentiert, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Unter dem Hashtag #SayTheirNames wurden deutschlandweit Aktionen initiiert, um ein gemeinsames Zeichen der Solidarität zu setzen. Darüber hinaus fanden Demonstrationen und Kundgebungen statt, bei denen Angehörige der Opfer, Freundinnen und Freunde Trauer und Erinnerung teilen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte in einer Pressemitteilung, dass die Opfer und ihre Geschichten Teil der gemeinsamen Erinnerung werden müssten. Sie bekräftigte die Notwendigkeit, gegen Hass, Rassismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit einzutreten. Ein erster Konzeptentwurf für eine zukunftsfähige und wirkungsvolle Erinnerungskultur wurde von ihr bekanntgegeben, der auch die Auseinandersetzung mit antisemitischen und rassistischen Anschlägen und dem deutschen Kolonial-Unrechtssystem als neue erinnerungskulturelle Aufgabe sieht. Die Initiative 19. Februar Hanau und NSU-Watch Hessen haben über 18 Monate lang die öffentlichen Sitzungen des Untersuchungsausschusses beobachtet und kommentiert. Sie kritisieren, dass viele Fragen offen bleiben und fordern eine konsequente Aufarbeitung der Vorfälle ohne Vertuschung, Ausreden und Lügen. Ein "internes Bericht" bestätigt Polizei-Versagen in den ersten Einsatzstunden am 19./20. Februar 2020, was die Forderung nach Übernahme der Verantwortung und Konsequenzen stärkt. Die Aktionen und das Gedenken in Hanau zeigen, dass der Kampf gegen Rassismus und für eine offene, demokratische Gesellschaft fortgeführt wird. Es ist ein gemeinschaftlicher Kampf für Veränderung, der von vielen Seiten getragen wird. Die Botschaft ist klar: Erinnern heißt verändern und ein demokratisches, vielfältiges Miteinander jeden Tag neu zu gestalten.
Weitere
Artikel