Die Anzahl der Klagen von Fluggästen gegen Airlines in Deutschland steigt weiterhin an. Wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der DPA berichtet, verzeichnete das Amtsgericht Königs Wusterhausen, zuständig für den Hauptstadtflughafen BER, im Jahr 2024 knapp 15.500 Fälle. Gerichtsdirektor Stephan Lehmann bestätigte gegenüber der DPA einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Etwa 90 Prozent aller Zivilklagen am Gericht in Königs Wusterhausen betreffen Fluggäste des BER.
Laut einer Umfrage der „Deutschen Richterzeitung“ bei den Gerichten an den Standorten der 20 größten Flughäfen Deutschlands, die von der Zeit zitiert wird, gehört Königs Wusterhausen damit zu den besonders belasteten Gerichten. Spitzenreiter ist das Amtsgericht Köln mit knapp 41.300 Verfahren, gefolgt vom Amtsgericht Frankfurt/Main mit rund 16.000 Fällen. Wie beck-online berichtet, hatte das Amtsgericht Köln im Vorjahr noch fast doppelt so viele Fälle. Bundesweit gab es 2024 rund 131.000 Klagen von Fluggästen – etwa 6.000 mehr als im Vorjahr. Die Fluggäste fordern meist Entschädigungen für ausgefallene oder verspätete Flüge, teilweise geht es auch um Reiseverträge.
Der Deutsche Richterbund sieht einen wesentlichen Grund für die steigenden Klagezahlen in Online-Portalen, die es Fluggästen ermöglichen, ihre Ansprüche schnell und einfach durchzusetzen. Wie die Tagesschau bereits 2019 berichtete, bauen viele Airlines auf die Hemmschwelle der Passagiere, ein Verfahren einzuleiten, und zahlen berechtigte Forderungen erst nach Klageerhebung. Laut dem Richterbund werden an größeren Amtsgerichten KI-Assistenzprogramme erprobt, um die Bearbeitung der massenhaften Verfahren zu erleichtern. Auch das Amtsgericht Königs Wusterhausen und das Justizministerium Brandenburg setzen mit dem KI-Projekt „KAI“ auf diese Technologie. Ein Testlauf ist für das erste Quartal 2025 geplant.
Laut fine.so, einer Verbraucherrechtsplattform, sind die Klagen von Fluggästen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um fast 90% gestiegen. Besonders häufig wird am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) geklagt, mit durchschnittlich 6,8 Klagen pro 10.000 Fluggäste. Fine.so führt die hohe Anzahl der Klagen am BER auf operative Probleme am Flughafen sowie den hohen Anteil an Billig-Airlines zurück. Die Plattform unterstützt Fluggäste bei der Durchsetzung ihrer Entschädigungsansprüche und verweist auf die EU-Fluggastverordnung 261/2004, die Reisende bei Flugausfällen und Verspätungen schützt.