Der Lehrermangel in Deutschland ist ein anhaltendes Problem, das ländliche Regionen besonders hart trifft. Wie die Zeit basierend auf einer Meldung der DPA berichtete, fordert der Philologenverband Niedersachsen (PHVN) ein verpflichtendes Praxissemester für angehende Lehrkräfte im Masterstudium, vorzugsweise an Schulen auf dem Land. Der Verband erhofft sich dadurch einen „Klebeeffekt“, der dazu führen soll, dass mehr Absolventen eine Stelle in ländlichen Gebieten annehmen. Christoph Rabbow, Vorsitzender des PHVN, betont die Notwendigkeit, die Vorteile des Landlebens kennenzulernen, um sich bewusst dafür zu entscheiden.
Der Lehrermangel führt zu erheblichen Unterrichtsausfällen. Rabbow beziffert diese laut der Meldung der dpa, die die Zeit wiedergab, auf derzeit jede siebte Unterrichtsstunde landesweit. Der PHVN fordert daher mehr Flexibilität bei den Stellenangeboten des Landes und schlägt vor, Lehrkräfte bereits einzustellen, wenn der Bedarf für ihre Fächer oder in ihrer Region absehbar erst in einem Jahr entsteht.
Wie das Deutsche Schulportal berichtet, setzen die Bundesländer unterschiedliche Anreize, um Lehrkräfte für ländliche Regionen zu gewinnen. Diese reichen von finanziellen Zulagen, wie beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, wo Lehrkräfte in ländlichen Regionen einen monatlichen Zuschlag von 424,25 Euro erhalten, bis hin zu Stipendienprogrammen und Umzugshilfen. Auch Sachsen-Anhalt bietet ein Weltenretter-Stipendium in Höhe von 600 Euro monatlich für angehende Lehrkräfte, die sich verpflichten, nach dem Studium in einer Bedarfsregion zu unterrichten.
Das Deutsche Schulportal berichtet zudem von einer steigenden Teilzeitquote bei Lehrkräften, die im Schuljahr 2022/23 bei 42,3 Prozent lag. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Studienanfänger in Lehramtsstudiengängen. Diese Entwicklungen verschärfen den Lehrermangel zusätzlich. Auch der Deutschlandfunk beleuchtet die Problematik des Lehrermangels und die Schwierigkeiten der Politik, ein einheitliches Konzept zu entwickeln. Die föderale Struktur des Bildungssystems erschwert bundesweite Reformen.
Die FAZ berichtete bereits 2018 über die ungleiche Verteilung von Lehrkräften zwischen Stadt und Land. Der Deutsche Lehrerverband betonte damals die Notwendigkeit einer faireren Verteilung, um Chancengerechtigkeit zu gewährleisten. Auch ein Pilotprojekt der TU Dresden, über das der MDR berichtet, zeigt einen innovativen Ansatz zur Unterstützung von Schulen im ländlichen Raum. Lehramtsstudenten betreuen Schüler in Ausfallstunden und sammeln so praktische Erfahrung.
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hebt die Bedeutung der Erreichbarkeit von Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum hervor und verweist auf die im Vergleich zu städtischen Gebieten deutlich längeren Wege zu Kindertagesstätten und Grundschulen.