Kurz vor der Bundestagswahl 2025 liefern sich CDU-Chef Friedrich Merz und FDP-Vorsitzender Christian Lindner einen öffentlichen Schlagabtausch. Auslöser war ein Interview von Merz mit der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung Ouest France, in dem er potenzielle FDP-Wähler davor warnte, ihre Stimme zu „verschenken“. Wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der DPA, berichtete, sagte Merz: „Vier Prozent sind vier Prozent zu viel für die FDP und vier Prozent zu wenig für die Union“. Er spielte damit auf die aktuellen Umfragewerte der FDP an, die bei der Fünf-Prozent-Hürde liegen. Merz fügte hinzu: „Die Wählerinnen und Wähler müssen sich überlegen, ob Stimmen für die FDP am Ende verlorene Stimmen sind.“
Lindner reagierte prompt mit einer Videobotschaft auf der Plattform X. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wandte er sich darin direkt an Merz („lieben Friedrich“) und zeigte sich „verwundert“ über dessen Aussagen. Er drehte den Spieß um und sagte: „31 oder 33 Prozent für die Union macht keinen Unterschied, vier oder sechs Prozent für die FDP ändert die Republik.“ Nur ein Wiedereinzug der FDP könne eine schwarz-grüne oder schwarz-rote Koalition verhindern. Lindner betonte zudem seine Regierungserfahrung – im Gegensatz zu Merz, der noch kein Regierungsamt innehatte – und erklärte, dass innerhalb einer Koalition jedes Ressort ein Vetorecht habe. „Lass dir das von mir als einem ehemaligen Regierungsmitglied einmal gesagt sein!“, so Lindner laut Süddeutscher Zeitung.
Der Streit zwischen Merz und Lindner verdeutlicht die angespannte Lage im Wahlkampfendspurt. Wie die Münstersche Zeitung in ihrem Newsblog zur Bundestagswahl berichtet, liegen CDU/CSU in den Umfragen bei 30 Prozent, die AfD bei 20 Prozent. Die SPD und die Grünen stehen jeweils bei 15 Prozent. Sowohl FDP als auch die BSW erreichen lediglich vier Prozent, die Linke kommt auf sechs Prozent. Diese Werte decken sich weitgehend mit dem ARD-Deutschlandtrend. Wie der Merkur online berichtet, sieht Merz die FDP durch die Uneinigkeit bei der Abstimmung zum „Zustrombegrenzungsgesetz“ geschwächt. Lindner hingegen wirft Merz vor, mit den Grünen zu flirten und betont die Bedeutung der FDP für die Regierungsbildung.
Die Auseinandersetzung zwischen Merz und Lindner spielt sich vor dem Hintergrund einer aufgeheizten Debatte um die Migrationspolitik ab. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hatte Merz in der Vorwoche Vorschläge zur Verschärfung der Migrationspolitik eingebracht und dafür die Zustimmung der AfD in Kauf genommen. Dies führte zu Kritik, unter anderem von Altkanzlerin Angela Merkel.