Südkorea erlebt eine starke antifeministische Bewegung, die weitreichende gesellschaftliche und politische Auswirkungen hat. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, werden Frauen, die sich für feministische Anliegen einsetzen, im Internet und im realen Leben angefeindet. So wurde beispielsweise eine Olympiasiegerin wegen ihres kurzen Haarschnitts, der von einigen als feministisches Symbol interpretiert wurde, kritisiert. Unternehmen wurden wegen Werbekampagnen, die angeblich männliche Geschlechtsmerkmale lächerlich machten, boykottiert. Diese Vorfälle verdeutlichen die zunehmende Politisierung des Feminismus in Südkorea und die damit verbundenen gesellschaftlichen Spannungen.
Die Wurzeln dieser antifeministischen Strömung liegen, wie 9DASHLINE analysiert, in der Verknüpfung von Militarismus und Patriarchat in der südkoreanischen Gesellschaft. Der Militärdienst, der ausschließlich für Männer verpflichtend ist, prägt das Verständnis von Männlichkeit und verstärkt traditionelle Geschlechterrollen. Dies führt dazu, dass feministische Kritik am bestehenden System oft als Angriff auf männliche Privilegien wahrgenommen wird. Die Analyse von 9DASHLINE betont auch die historische Dimension des Antifeminismus in Südkorea und verweist auf ähnliche Reaktionen in der Vergangenheit, beispielsweise nach einem Gerichtsurteil gegen ein System, das männlichen Bewerbern bei der Jobsuche Vorteile verschaffte.
Wie VICE News in einem Beitrag auf YouTube darstellt, lehnen die meisten Männer in ihren 20ern und 30ern den Feminismus ab. Konservative Politiker nutzen diese Stimmung, um Wähler zu gewinnen. Der wachsende Einfluss der Antifeministen zeigt sich auch darin, dass Präsidentschaftskandidaten Reformen des Ministeriums für Geschlechtergleichstellung und Familie in Aussicht gestellt haben. VICE News hebt die Gefahr hervor, die diese Entwicklung für die Frauenrechte in Südkorea darstellt.
Die Stigmatisierung des Feminismus in Südkorea wird auch in einem Artikel im Diplomat thematisiert. Dort wird argumentiert, dass der Begriff "Feminismus" fälschlicherweise mit Radikalismus und Männerhass gleichgesetzt wird. Online-Communitys, die sich für Frauenrechte einsetzen, haben ungewollt zu dieser Fehlwahrnehmung beigetragen, indem sie teilweise extreme Positionen vertreten haben. Dies hat dazu geführt, dass viele Frauen, wie im Diplomat berichtet wird, Angst haben, sich öffentlich als Feministinnen zu bezeichnen. Der Artikel zeigt auch, wie die Stigmatisierung des Feminismus von konservativen Politikern instrumentalisiert wird, um die Unterstützung junger Männer zu gewinnen.
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