Der FC Bayern München hat sich zwar für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert, doch die Leistung gegen Celtic Glasgow gibt Anlass zur Sorge. Wie Christopher Meltzer in der FAZ berichtet, sicherte ein spätes Tor von Alphonso Davies in der 94. Minute den Münchnern das Weiterkommen. Das 1:1-Unentschieden gegen die Schotten offenbarte jedoch Schwächen im Gegenpressing, einem zentralen Element der Spielphilosophie von Trainer Vincent Kompany. Joshua Kimmich räumte ein: „Wir haben gemerkt, dass wir unser Pressing nicht perfekt umsetzen konnten.“ Auch Harry Kane, der zur Halbzeit ausgewechselt wurde, bestätigte: „Die Intensität im Gegenpressing ist etwas gesunken.“
Die FAZ zieht eine Parallele zum Viertelfinal-Aus gegen Villarreal im Jahr 2022. Damals scheiterten die Bayern unter Julian Nagelsmann an der taktischen Cleverness des spanischen Gegners. Kimmich erinnerte sich an dieses Spiel und merkte an, dass die Mannschaft in der Vergangenheit in solchen Situationen „undiszipliniert und wild“ geworden sei. Die Frage, die sich nun stellt: Hat der FC Bayern seinen Performance-Peak in dieser Saison zu früh erreicht?
Wie die FAZ weiter ausführt, gibt es zwei Theorien, die die nachlassende Intensität im Gegenpressing erklären könnten. Kompany selbst führt die drei Spiele innerhalb von sieben Tagen (Glasgow, Leverkusen, Glasgow) und die damit verbundene Belastung als Grund an. Eine andere Theorie, die von der FAZ aufgestellt wird, besagt, dass die Gegner, Leverkusen und Glasgow, eine Lösung für das aggressive Pressing der Bayern gefunden haben könnten. Diese These wäre für die Bayern problematischer.
Bereits 2015 wurde die Anfälligkeit des Bayern-Spiels bei mangelnder Mobilität im Mittelfeld analysiert. Ryan Cowper von Bavarian Football Works beschrieb Xabi Alonso, trotz seiner Passfähigkeiten, als „liability“ aufgrund seiner Immobilität. Gegnerische Mannschaften konnten Alonso gezielt unter Druck setzen und so das Aufbauspiel der Bayern stören. Ähnliche Probleme scheinen sich nun im Gegenpressing zu wiederholen.
Auch die Spielverlagerung analysierte bereits 2013 verschiedene Arten des Gegenpressings und stellte fest, dass der Erfolg nicht nur von der Intensität, sondern auch von der vorhergehenden Positionierung und der strategischen Ausrichtung abhängt. Die Bayern scheinen sich eher an einem zugriffsorientierten Gegenpressing zu orientieren, bei dem der Ballführende schnell von ein bis zwei Spielern attackiert wird. Im Gegensatz dazu steht das passwegorientierte Gegenpressing, wie es beispielsweise der FC Barcelona unter Pep Guardiola praktizierte. Hierbei wird der Gegner durch geschicktes Verstellen der Passwege zu Fehlern gezwungen.
Ein Artikel von Constantin Eckner auf Statsbomb aus dem Jahr 2019 analysiert das Pressing der Bayern unter Hansi Flick. Eckner beschreibt ein aggressives Pressing, das auf der ersten Aufbaulinie des Gegners ansetzt. Die individuellen Qualitäten der Spieler im Pressing seien dabei entscheidend. Auch das Gegenpressing wird von Eckner als wichtiger Bestandteil des Bayern-Spiels hervorgehoben. Die Mannschaft bleibe auch nach einem missglückten ersten Gegenpressingversuch dran und versuche, den Ball zurückzuerobern. Diese aggressive Spielweise sei jedoch anfällig für schnelle Konter, wenn der Gegner die erste Pressingwelle übersteht.
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