Die Gemeinden Perl (Deutschland) und Schengen (Luxemburg) sind durch die Mosel getrennt, doch im Alltag eng miteinander verwoben. Kinder besuchen gemeinsam Vereine, Familien erledigen ihre Einkäufe und tanken auf beiden Seiten der Grenze. Der Schengener Bürgermeister Michel Gloden (Liberale) betont die gelebte europäische Idee in der Region, wie die FAZ berichtet. Doch diese Idee steht im Kontrast zu den wieder eingeführten Grenzkontrollen durch die deutsche Bundespolizei.
Wie die FAZ weiter ausführt, begannen die Kontrollen zunächst im Zusammenhang mit der Europameisterschaft und wurden anschließend verlängert. Auf der Moselbrücke, die die Grenze markiert, staut sich der Verkehr. Bürgermeister Gloden erinnert die Situation an Grenzkontrollen aus seiner Kindheit und fragt sich, ob die deutsche Bundesregierung die möglichen Konsequenzen ihres Handelns absieht.
Die Kontrollen finden auch auf der Autobahn 8 statt, wo der Verkehr auf deutscher Seite auf eine Spur verengt wird. Beamte der Bundespolizei kontrollieren die Fahrzeuge, wie die FAZ beschreibt. Die meisten Kontrollen verlaufen freundlich und kooperativ. Dennoch gab es auch Vorfälle, wie einen Grenzübertritt mit Diebesgut und Waffen sowie die Verhinderung einer mutmaßlichen Kindesentführung. Laut der Bundespolizei wurden seit Sommer 2024 rund 1500 unerlaubte Einreisen und 1000 Zurückweisungen festgestellt.
Der Aufwand für die Kontrollen ist erheblich. Trotz geringeren Verkehrsaufkommens im Vergleich zum Kontrollpunkt Goldene Bremm in Saarbrücken sind in Perl pro Schicht etwa ein Dutzend Beamte im Einsatz, meist Bereitschaftspolizisten, wie die FAZ berichtet. Die Arbeit ist monoton, erfordert aber hohe Konzentration, besonders im Winter.
Die genaue Vorgehensweise der Polizei bei den Kontrollen bleibt undurchsichtig. Es ist unklar, nach welcher der drei Intensitätsstufen kontrolliert wird, so die FAZ. Auch lässt sich kein klares Muster bei der Auswahl der kontrollierten Fahrzeuge erkennen. Lastwagen werden meist durchgewunken, Reisebusse hingegen kontrolliert.
Wie die Süddeutsche Zeitung, unter Berufung auf die DPA, berichtet, sorgen die Grenzkontrollen für Unmut in der Region. Besonders Pendler, wie Julian Dörr, der in Saarbrücken wohnt und in Luxemburg arbeitet, sind betroffen. Er beklagt tägliche Staus von 15 bis 20 Minuten und kritisiert die Kontrollen als Symbolpolitik. Er argumentiert, dass Kriminelle die Landstraße nutzen würden, um den Kontrollen zu entgehen. Die Bundespolizei entgegnet, dass im Rahmen der Schleierfahndung rund um die Uhr zivile Kontrollen stattfinden.
Auch der Oberbürgermeister von Saarbrücken, Uwe Conradt (CDU), kritisiert die stationären Grenzkontrollen als „nationalstaatliche Symbolpolitik“, die dem europäischen Gedanken schade, wie die FAZ berichtet. Er plädiert für mobile Kontrollen, die an den zahlreichen Grenzübergängen rund um Saarbrücken effektiver seien. Für diese fehle jedoch das Personal, das an den stationären Kontrollstellen gebunden ist.
Die Gemeinderäte von Perl, Schengen und dem französischen Apach haben, wie RTL Luxemburg und die Gemeinde Schengen berichten, eine gemeinsame Erklärung gegen die Grenzkontrollen unterzeichnet. Sie fordern die uneingeschränkte Reisefreiheit gemäß dem Schengener Abkommen und plädieren für nachhaltige Sicherheitslösungen, die die Bevölkerung der Grenzregion nicht benachteiligen. Im Sommer 2025 jährt sich die Unterzeichnung des Abkommens zum 40. Mal. Geplante Feierlichkeiten in Schengen könnten durch die anhaltenden Kontrollen überschattet werden.
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