Der demografische Wandel stellt den Thüringer Arbeitsmarkt vor besondere Herausforderungen. Wie die Zeit unter Berufung auf eine dpa-Meldung berichtet, wird Thüringen im Bundesländervergleich am stärksten von der Bevölkerungsentwicklung betroffen sein. Bis 2040 wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um 15,8 Prozent sinken. Dies führt zu weniger Menschen im Berufsleben und letztlich auch zu einem Rückgang der angebotenen Arbeitsplätze.
Diese Entwicklung ist besonders problematisch im Osten Deutschlands. Laut der IAB-Studie, aus der die Zeit zitiert, trüben Engpässe bei den potenziellen Arbeitnehmern die Wachstumsaussichten in einigen Regionen ein. Im Zeitraum bis 2024 verzeichneten lediglich Hamburg und Berlin einen Zuwachs. In den fünf ostdeutschen Bundesländern hingegen steht einem geringen Aufbau neuer Arbeitsplätze ein größerer Abbau gegenüber – bedingt durch Strukturwandel und sinkende Arbeitskräftezahlen. Die IAB-Projektion geht von einem Rückgang der Erwerbspersonen in Deutschland von 47,1 Millionen im Jahr 2023 auf 46 Millionen im Jahr 2040 aus.
Die verschiedenen Wirtschaftsbereiche sind unterschiedlich stark betroffen. In Thüringen sind laut IAB insbesondere der Baubereich, öffentliche Verwaltungen, der Einzelhandel, der Bereich Erziehung und Unterricht sowie die Lebensmittelindustrie vom Stellenabbau betroffen. Neue Jobs entstehen hingegen im Gesundheits- und Sozialwesen.
IAB-Experte Enzo Weber, zitiert in der Zeit, sieht die Gefahr einer Abwärtsspirale: Wenn weniger Menschen in einer Region leben, wird die öffentliche Infrastruktur zurückgefahren, was wiederum dazu führen kann, dass noch mehr Menschen abwandern. Weber sieht Potenzial in der längeren oder verstärkten Arbeitsmarktintegration von älteren Menschen und Frauen. Auch technologische Lösungen wie virtuelles Arbeiten könnten helfen. Ohne Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte, so Weber, wird es jedoch nicht gehen.
Auch der IMK Report 137 aus dem Jahr 2018 betont die Schlüsselrolle des Arbeitsmarktes bei der Bewältigung des demografischen Wandels. Der Report argumentiert, dass die Fokussierung auf rein demografische Relationen nicht ausreicht, sondern ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse analysiert werden müssen. Demnach sollten Personengruppen mit geringerer durchschnittlicher Erwerbsbeteiligung wie Frauen, Ältere und Migrantinnen und Migranten besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. Der Report zeigt anhand von Szenarien, dass die ökonomischen Abhängigkeitsverhältnisse bei einer positiven Arbeitsmarktentwicklung und unter Berücksichtigung neuerer Bevölkerungsprognosen in einem überschaubaren Rahmen bleiben.
Das Thüringer Landesamt für Statistik bietet detaillierte Daten zum Arbeitsmarkt in Thüringen, während Urbistat Daten zur Altersstruktur der Thüringer Bevölkerung bereitstellt. Diese Daten unterstreichen die Notwendigkeit, den demografischen Wandel und seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Verwendete Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-02/19/wachsende-probleme-am-thueringer-arbeitsmarkt
https://ugeo.urbistat.com/AdminStat/en/de/demografia/eta/thuringen/16/2
https://statistik.thueringen.de/datenbank/TabAnzeige.asp?tabelle=gg000602
https://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_137_2018.pdf