Nach dem Teilsturz der Carolabrücke in Dresden im September 2024, ausgelöst durch Korrosion im Spannstahl, rückt die Sicherheit von Spannbetonbrücken, insbesondere jener mit Spannstahl aus den 1970er Jahren, in den Fokus. Auch Baden-Württemberg ist betroffen. Wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der dpa, berichtet, hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Ersatz von 73 Brücken bis 2030 angekündigt. Um Zwischenfälle zu vermeiden, werden im Südwesten diverse Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Das Regierungspräsidium Freiburg kündigte an, in diesen Wochen entsprechende Schilder aufzustellen. Wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der dpa, berichtet, konzentrieren sich die Maßnahmen auf Abstandsregeln für Schwerlastverkehr und weitere Beschränkungen, um die Brücken zu entlasten. Sperrungen sind derzeit nicht geplant.
Im Regierungsbezirk Stuttgart müssen Lkw auf gefährdeten Brücken in der Regel 50 Meter Abstand halten, um Kolonnenbildung und damit eine zu hohe Belastung zu vermeiden, so eine Sprecherin gegenüber der dpa (via Zeit). Im Regierungsbezirk Freiburg geht man noch weiter: Ziel ist es, pro Fahrbahn nur einen Lkw auf der Brücke zuzulassen. Zusätzlich sind, wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der dpa, berichtet, an einigen Stellen Tempolimits für alle Verkehrsteilnehmer geplant.
Das Regierungspräsidium Freiburg, das besonders viele Risiko-Brücken betreut, darunter die Donau-Brücke der B27 bei Donaueschingen, plant auch verengte Fahrbahnen und Gewichtsbeschränkungen. Wie die Zeit, unter Berufung auf eine Meldung der dpa, berichtet, können sich Pkw auf den meisten verengten Brücken weiterhin begegnen, Lkw jedoch nicht. Sollten die Maßnahmen nicht greifen, behält sich die Behörde weitere Schritte vor. Die Brücken werden nun häufiger von Experten überprüft. Auch die Regierungsbezirke Tübingen und Karlsruhe haben gefährdete Brücken im Blick.
Die Autobahn GmbH Südwest, zuständig für rund 1.400 Brücken in Baden-Württemberg, Teilen Hessens und Rheinland-Pfalz, hat 20 Brücken unter „besonderem Fokus“, bei denen Spannungsrisskorrosion möglich ist. Diese sollen ersetzt werden, die Planungen laufen bereits, so eine Sprecherin gegenüber der dpa (via Zeit). Tempolimits, Überholverbote und Abstandsgebote sind auf Autobahnen nur in Einzelfällen vorgesehen.
Die Problematik der Spannungsrisskorrosion ist auch in der Fachliteratur dokumentiert. So beschreibt der Artikel "Materialuntersuchungen an Hennigsdorfer Spannstahl aus Brückenbauwerken" den Prozess der wasserstoffinduzierten Spannungsrisskorrosion (H-SpRK) und den Mangel an systematischen Daten zu Schadensursachen und Prozessabläufen. Auch die "Handlungsanweisung zum Ankündigungsverhalten bei Spannstahlausfall" thematisiert die Problematik und beschreibt ein Überprüfungskonzept, das bereits 1993 entwickelt wurde, um auf den möglichen Ausfall von Spanngliedern vorbereitet zu sein. Der Artikel "Instandsetzung von Spannbetonbrücken bei laufender Schadensanalyse" berichtet von den praktischen Herausforderungen bei der Instandsetzung von zwei etwa 30 Jahre alten Spannbetonbrücken.
Verwendete Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-02/12/abstand-und-tempolimit-suedwesten-schuetzt-risiko-bruecken
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bate.201400054
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/rbm-2009-6316/html
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bate.201090130