Die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen-Anhalt steigt kontinuierlich. Wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der dpa Sachsen berichtet, bezogen im Dezember 2023 über 204.000 Menschen Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Im Vergleich zum Jahr 2013, mit 92.400 Betroffenen, hat sich die Zahl somit verdoppelt. Drei Viertel der Pflegebedürftigen wurden 2023 zu Hause gepflegt, wobei zwei Drittel durch Angehörige versorgt wurden, während der Rest Unterstützung von ambulanten Diensten erhielt.
Der Medizinische Dienst Sachsen-Anhalt (MD) begutachtet immer mehr Menschen auf ihren Pflegebedarf. Wie die Zeit ebenfalls berichtet, wurden im Jahr 2024 108.900 Begutachtungen durchgeführt. Davon stellten etwa 50.000 Menschen einen Erstantrag, während eine ähnliche Anzahl eine Höherstufung beantragte. Im Vergleich zu den 106.315 Begutachtungen im Jahr 2023 und den knapp 86.700 im Jahr 2020 zeigt sich ein deutlicher Anstieg. Nicht immer sind Hausbesuche erforderlich: 16.700 Anträge wurden per Telefoninterview bearbeitet, während in rund 68.200 Fällen Hausbesuche stattfanden. In fast 24.000 Fällen bildeten Unterlagen und Befunde die Grundlage für die Empfehlung des MD.
Der am häufigsten empfohlene Pflegegrad ist Pflegegrad 2. Wie die Zeit berichtet, traf dies im Jahr 2024 auf ein Drittel (33,5 Prozent) aller Begutachtungen zu. Pflegegrad 1 wurde für 16,6 Prozent der begutachteten Personen empfohlen. Jens Hennicke, Vorstandsvorsitzender des MD Sachsen-Anhalt, interpretiert dies laut Zeit als Indiz dafür, dass zunächst auf Unterstützung durch Angehörige und das soziale Umfeld zurückgegriffen wird.
Neben der Pflegegradempfehlung geben die Experten des MD auch konkrete Empfehlungen zum Erhalt der Selbstständigkeit. Für fast 91.800 Menschen wurden Empfehlungen ausgesprochen, die in 84,7 Prozent der Fälle Heilmittel oder therapeutische Maßnahmen wie Physiotherapie oder Stimm-, Sprech-, Sprach- oder Schlucktherapie umfassten. Auch Veränderungen im Wohnumfeld, wie der Einbau bodengleicher Duschen oder Treppenlifte, wurden empfohlen. Bei 40 Prozent der begutachteten Personen wurden Hilfsmittel wie Hausnotruf, Pflegebett oder Rollator angeraten, wie die Zeit berichtet.
Die AOK Sachsen-Anhalt bietet auf ihrer Webseite "Deine Gesundheitswelt" Informationen zu Pflegegraden und Pflegegeld. Dort wird erläutert, dass Pflegegrade die Selbstständigkeit und Alltagskompetenz einer Person bewerten und die Grundlage für Leistungen der Pflegeversicherung bilden. Die fünf Pflegegrade reichen von geringer Beeinträchtigung (Pflegegrad 1) bis zu schwerster Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung (Pflegegrad 5). Für Kinder bis 18 Monate gelten gesonderte Regelungen. Die AOK Sachsen-Anhalt bietet auch Pflegegeld für Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5, wenn die Pflege durch private Pflegepersonen in häuslicher Umgebung erfolgt. Die Höhe des Pflegegeldes ist abhängig vom Pflegegrad und reicht von 347 Euro (Pflegegrad 2) bis 990 Euro (Pflegegrad 5).
Die Sozialagentur Sachsen-Anhalt informiert auf ihrer Webseite über Pflegesätze, die von den Bewohnern von Pflegeeinrichtungen zu zahlenden Entgelte für Pflegeleistungen. Diese setzen sich aus den Kosten für Pflege, Unterkunft, Verpflegung und Investitionen zusammen. Die Sozialagentur wirkt als überörtlicher Träger der Sozialhilfe an der Festlegung einer leistungsgerechten Vergütung mit. Die Höhe der Pflegesätze hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dem Pflegegrad und dem individuellen Hilfebedarf. Ergänzende Sozialhilfe kann beantragt werden, wenn die Kosten nicht durch die Leistungen der Pflegekasse und das eigene Einkommen gedeckt sind.
Der MD Sachsen-Anhalt beschreibt auf seiner Webseite das Verfahren der Pflegebegutachtung. Nach einem Antrag auf Pflegeleistungen bei der Pflegekasse beauftragt diese den MD mit der Erstellung eines Gutachtens. Die Begutachtung erfolgt durch ein standardisiertes Verfahren, bei dem die Selbstständigkeit, die vorhandenen Fähigkeiten und der Hilfebedarf im Alltag ermittelt werden. Der MD führt in der Regel einen Hausbesuch durch, um sich ein Bild von der Situation zu machen.
Verwendete Quellen: