18.10.2024
Tote Kegelrobben an der Ostseeküste entdeckt Ursachenforschung läuft

An der Ostseeküste zwischen Rügen und Greifswald wurden mindestens 25 tote Kegelrobben gefunden. Wie die Kuratorin für Meeressäuger am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund, Judith Denkinger, der F.A.Z. sagte, wurden bisher sechs der Tiere untersucht. Alle wiesen Ertrinkungssymptome wie hervorquellende Augen und Wasser in den Lungen auf. Die Untersuchungen fanden in der Forschungsabteilung des Meeresmuseums und im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei in Rostock statt.

Denkinger vermutet, dass die Tiere in einem Netz, wahrscheinlich einer Reuse, ertrunken sind. Sie wiesen Abschürfungen auf und hatten kurz vor ihrem Tod noch gefressen. Teilweise hätten sie sich offenbar im Stress auch erbrochen. Einige der Robben seien in der Nähe einer Reuse entdeckt worden. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) äußerte sich besorgt über die ungewöhnliche Häufung toter Kegelrobben.

Das Meeresmuseum erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Denkinger sprach von einem „wahnsinnigen Verlust“, auch für die Fischer. Robben trügen zur Gesundheit der Fischpopulationen bei, da sie vor allem kranke Tiere aussortierten. Ihren Angaben zufolge gibt es in der deutschen Ostsee wieder rund 2000 Robben, nachdem sie Ende der Neunzigerjahre fast ausgestorben waren. In den Jahren 2021 und 2022 erreichte die Population ihren Höhepunkt, vermutlich auch weil sich aufgrund der Pandemie weniger Menschen an den Stränden aufhielten. Seitdem sind die Zahlen leicht rückläufig. Die Erholung der Population könne jedoch jederzeit kippen, so Denkinger. Der Zustand der Meere verschlechtere sich, die Fischbestände gingen aufgrund der schlechteren Wasserqualität zurück, sauerstofffreie Zonen breiteten sich aus, der Biodiversitätsverlust schreite voran. „Wir müssen dankbar über jedes Wildtier sein, das wir haben“, sagte Denkinger.

Auch an der Küste Rügens wurden 26 tote Kegelrobben gefunden, wie dpa berichtet. Die Tiere waren alle gut genährt. Die ersten wurden bereits obduziert, es gibt erste Hinweise auf eine mögliche Todesursache. Die Todesursache ist weiterhin unklar. Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund obduzierte bisher drei der Tiere. Die Robben hätten teilweise Wasser in der Lunge gehabt, was darauf hindeute, dass sie ertrunken seien, sagte die Kuratorin des Museums für Meeressäugetiere, Judith Denkinger, der Deutschen Presse-Agentur.

Die meisten Tiere seien mit rund 150 Kilogramm und rund zwei Metern Länge sehr groß und alle gut genährt gewesen. „Auch alle Organe waren gesund.“ Denkinger schloss nicht aus, dass sie sich in Reusen verfangen haben könnten, aus denen sie nicht mehr herausgekommen seien. Das Meeresmuseum und das Biosphärenreservat Südost-Rügen erstatteten Anzeige gegen Unbekannt. Die Wasserschutzpolizei bestätigte den Eingang einer Anzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Die Robben würden nun alle so schnell wie möglich obduziert und bis dahin in den Gefrierraum gelegt. Bei Untersuchungen durch das Friedrich-Loeffler-Institut seien keine Infektionskrankheiten festgestellt worden. Die Tiere seien auch nicht ausgezehrt oder abgemagert gewesen. „Die Robben waren alle schön dick und rund“, so Denkinger. Die Kadaver wurden seit Anfang Oktober überwiegend an der Außenküste zwischen Lobbe und Thiessow geborgen.

Fünf Robben seien in der Nähe einer Reuse gefunden worden. Ob ein Zusammenhang besteht, sei aber völlig unklar. Auch sei der Ertrinkungstod eine der am schwierigsten nachzuweisenden Todesursachen, sagte ein Experte. Am Greifswalder Bodden halten sich oft hunderte Robben auf. Laut Denkinger wurden im vergangenen Jahr insgesamt 43 Funde von toten Robben in Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Drei der nun gefundenen Tiere wurden im Auftrag der Veterinärbehörde des Kreises Vorpommern-Rügen für eine Sektion ins Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (Lallf) nach Rostock gebracht, wo sie obduziert wurden. Die diagnostischen Analysen liefen noch. Allerdings sei man sehr vorsichtig, wenn es um einen möglichen Zusammenhang zwischen der Todesursache und einer Reuse gehe, sagte Lallf-Direktor Stephan Goltermann. Vogelgrippe konnte bislang als Todesursache ausgeschlossen werden.

In der Ostsee sind die Kegelrobben im 20. Jahrhundert fast ausgerottet worden. In den 1980er Jahren gab es erste Schutzmaßnahmen. Seither wächst der Bestand. Laut WWF gibt es heute wieder rund 42.000 Kegelrobben in der Ostsee. Das ist aber immer noch weniger als die Hälfte des ursprünglichen Bestandes. Wissenschaftler gehen von einst etwa 100.000 Tieren aus. Die Kegelrobbe ist das größte deutsche Raubtier.

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